Der doppelte Donald

Viele Menschen glauben ja, es gäbe zwei Donald Trumps: einerseits den Krawallo-Trump aus dem Wahlkampf, andererseits den "präsidentiellen" Trump, der sich schon mäßigen und den Anforderungen des Amts mühelos gerecht werden wird. Mich überzeugt diese Theorie nur nicht sonderlich - weder damals noch heute und vermutlich auch nicht im Rahmen der nächsten einigermaßen normal anmutenden Rede.

Ich glaube eher, dass es nur einen Trump gibt: den aus dem Wahlkampf. Also den Trump, der in erster Linie deshalb angetreten ist, um Präsident zu werden und nicht, um es anschließend auch vier Jahre lang zu sein. Der sich tendenziell wenig für Politik interessiert und seinen neuen Arbeitsalltag mit Sicherheit furchtbar öde findet. Der Impulse anstelle von Strategien walten lässt. Der die USA mit einem Unternehmen verwechselt und daher zwangsläufig öfter mal vergisst, dass die Exekutive eben nur eine von drei Gewalten ist. Der Autokraten tatsächlich für deren "Stärke" bewundert und freie Medien sowie Geheimdienste und Institutionen, die ihren Job machen, eher lästig findet, solange sie ihren Eid auf die Verfassung und nicht auf ein Portrait seiner selbst schwören. Kurz: Der Trump, der nun den eben gefeuerten FBI-Chef zu erpressen versucht und im Rahmen dessen weder präsidentiellen noch amerikanischen Charme versprüht.


Dieser Trump ist natürlich kein Autokrat, denn Autokraten denken und agieren in der Regel strategisch und über das eigene Ego hinaus - etwas, was man Trump nun nicht unbedingt vorwerfen kann. Schon die Verfassung erlaubt es ihm nicht, in der Praxis ein Autokrat zu sein. Er klingt eben nur vor lauter Selbstbezogenheit und Kritikunfähigkeit wie einer. Donald Trump kann durchaus mal das Richtige tun, beispielsweise einen Flughafen des Assad-Regimes bombardieren. Trump demonstriert schließlich äußerst gerne Stärke. Aber mit der mittelfristigen Verknüpfung von Stärke und Werten, für die die USA bislang standen, hat er es eben leider nicht so sehr. Er kann auch "gemäßigte" Reden vom Teleprompter ablesen. Aber der Person Trump in derlei Ausnahme-Fällen eine konsistente Strategie, eine "Lernkurve" oder gar ein tiefgreifendes Verständnis des amerikanischen Exzeptionalismus zu unterstellen, halte ich nach bisherigem Stand dann doch für etwas waghalsig.

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