Jung, antisemitisch, ahnungslos

Nachdem es im Zuge der Midterm-Wahlen auch einige professionelle "Israelkritikerinnen" mit Migrationshintergrund aus der Demokratischen Partei in den Kongress geschafft haben, gingen insbesondere in den deutschen Medien reihenweise die Herzen auf. »Jung, muslimisch, Ureinwohnerin« klingt schließlich besser als »Jung, antisemitisch, ahnungslos«. Ein kurzer Kommentar über Identitätskitsch, Sympathie für den Terror und die Freude am Wegschauen, erschienen in der "Jüdischen Allgemeinen" (online):

"Bunt, Minderheit, weiblich und jung, mehr muss man gar nicht mitbringen, um deutsche Journalistenherzen höher schlagen zu lassen. Schließlich mutet das nicht nur schicker an als »alt, weiß und rüpelhaft«, es ist offenbar schon ein Wert an sich – vorausgesetzt, man begreift amerikanische Politik als eine Art »Mensch ärgere dich nicht«-Spiel zwischen Minderheiten und Frauen einerseits, die a priori »gut« sind, und weißen Männern andererseits, denen automatisch nicht zu trauen ist.

Betrachtet man die Neuzugänge aus dieser Perspektive, kann es sich bei den Antisemitismusvorwürfen freilich nur um üble Nachrede der Konkurrenz handeln. Denn in Deutschland weiß man seit Jahrzehnten: Judenfeindschaft trägt primär Glatze oder wenigstens ein GOP‐Basecap. Linke, Frauen und Minderheiten sind dagegen automatisch immun gegen Judenhass. Und im Zweifel gilt: Etwas mehr Härte gegenüber Israel kann nie schaden. Gerade »wir als Deutsche« wissen ja, wie wichtig es ist, den Israelis ab und an auf die Finger zu klopfen. So gesehen ist es natürlich begrüßenswert, wenn im Kongress nun die Vielfalt Einzug hält und der »Israelknax« endlich auch sein buntes, junges Gesicht zeigen darf. Schließlich ist die Israelkritik zu wichtig, um sie ausschließlich weißen Deutschen zu überlassen."

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Darüber hinaus sind an gleicher Stelle in den letzten Monaten auch noch ein paar weitere Worte über bedeutende Protagonisten der Israelkritik erschienen, etwa über Ahed Tamimi, das Palästinenser-Flüchtlingswerk der UN sowie Tilo Jung.

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