Kristina Schröder und die Hoppenstedts

Die gute Nachricht gleich vorweg: Deutschland geht es prächtig. Zumindest sieht es ein bisschen so aus, nachdem das halbe Land eine Zeit lang angeregt über Familienministerin Kristina Schröder, deren Praktiken beim Vorlesen von Märchen und die Frage nach dem, der oder das lieben Gott diskutierte. Da also die klinisch sterile Begradigung von Gesellschaft und Kultur oberste Priorität erlangt hat, scheint sonst alles in Ordnung zu sein.

Nun allerdings weihnachtete es vorrangig; das Land kam zur Ruhe und fokussierte seine Aufmerksamkeit auf Baum, Gans, Spiel und Spaß. Und natürlich auf Loriot, genauer: „Weihnachten bei Hoppenstedts“ – ein Format, das übrigens auch unterhaltsam finden kann, wer keinen Bezug zum Fest findet. Es sei denn, und nun folgt die schlechte wie auch eigentliche Nachricht, man betrachtet die Idylle bei Hoppenstedts aus der Schröder’schen Perspektive.


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Weniger Natur wagen!



Seit Klimakonferenzen nicht nur von Politikern in Doha, sondern auch von Kindern in Grundschulen durchgeführt werden, ist eines klar: Wir alle sind gefordert! Das Klima steht kurz vor dem Kollaps, Mutter Natur hat ihre besten Zeiten bereits hinter sich, und den Eisbären ist auch schon ganz schlecht (beziehungsweise warm). Heißt es zumindest. Während aber die deutsche Regierung lediglich fleißig abschaltet und sich Stromkunden über höhere Rechnungen freuen, gibt es auch noch Menschen, für die Klimarettung nicht nur Beruf, sondern Berufung ist. 

Einer von ihnen stammt ursprünglich aus Schweden,  wirkt als Berufsphilatelist ebenso wie als politischer Aktivist und heißt Jakob von Uexküll.  Als Stifter des „Alternativen Nobelpreises“, Initiator des „Weltzukunftsrats“ und Mitbegründer des „alternativen Weltwirtschaftsgipfels“ dürfte er mittlerweile zu einer Art Messias unter den Weltrettern avanciert sein. Ganztägig für Mutter Natur engagiert, findet der zweifellos fleißige Mann dennoch genug Zeit, um ausgiebig über die Zukunft zu philosophieren.
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Der Judenbeauftragte von Cloppenburg



Cloppenburg hat keineswegs nur malerische Landschaften, die Bockwindmühle oder den legendären „Pfanni-Turm“ zu bieten. Nein, dort ruht auch das unheilbar gute Gewissen, und zwar in Gestalt des grünen Landtagskandidaten Ulf Dunkel. Wobei es streng genommen gar nicht wirklich ruht, sondern vielmehr tobt, und das schon seit ein paar Monaten. Denn Dunkel, das muss man wissen, will nicht nur am 20.1.2013 in den niedersächsischen Landtag einziehen, sondern auch Kinder vor dem „archaisch-religiösen Brauch“ der Beschneidung bewahren. Wenn der Familienvater nicht gerade gegen den Ausbau der E233 zur Autobahn ankämpft, gilt seine Aufmerksamkeit ganz und gar der „genitalen Selbstbestimmung“. Also der Abschaffung des „Schniedelbunds mit Gott“, wie Dunkel so schön sagt. Dass fremde Vorhäute ihn mittlerweile schon zu lyrischen „Leistungen“ inspirieren, war erst neulich nachzulesen. Sein Gedicht, worin er Juden und Muslime zu „Arschlöchern“ erklärte, sei angeblich Folge eines „Wutausbruchs“ gewesen - wobei man sich fragen muss, ob Zustände dieser Art bei Dunkel nicht schon chronischer Natur sein könnten.  

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De mortuis nihil nisi bene

Je länger das Dritte Reich zurückliegt, desto populärer ist es, jüdisch zu sein. Doch wie verpasst man der eigenen Vita einen Touch von Jüdischkeit, wenn man weder über eine jüdische Mutter, noch über das für einen ordentlichen Übertritt erforderliche Durchhaltevermögen verfügt? Genau das hat wohl kaum jemand eindrücklicher als die in Remagen wirkende Lyrikerin Irena Wachendorff vorgemacht.

Wir erinnern uns: Das ist die Jüdin, IDF-Veteranin und Teilzeit-Israelin, die gleichzeitig als „jüdische Freundin“ von MdB Ruprecht Polenz, Israelkritikerin, Friedensaktivistin und Mitglied mehrerer jüdischer Gemeinden, bisweilen gar als Vorbeterin, reüssierte. Als Tochter eines „Zadeks“, der vor den Nazis flüchten musste, und einer Auschwitz-Überlebenden mit „Nummer im Arm“, die der täglichen Pflege durch Irena selbst bedurfte, surfte sie lange Zeit auf der Erfolgswelle. (Siehe hier und hier)

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Der europäische Patient

Dass der Nahostkonflikt auf sein globales Publikum einen größeren Reiz als andere Auseinandersetzungen ausübt, daran haben wir uns mittlerweile gewöhnt. An die unzähligen gefühlten Nahostexperten, die schon dann voll in Fahrt geraten, wenn ein Jude einem Araber in Tel Aviv den Parkplatz wegschnappt, auch. Sobald allerdings die Empörungswelle auch in die internationale Politik überschwappt, wird es etwas skurriler als sonst.

So geschehen vorige Woche, da die israelische Regierung den Bau neuer Wohnungen im Jerusalemer Vorort Ma‘aleh Adumim erwog. Von „illegalen Siedlungen in den besetzten Gebieten“ ist da die Rede – freilich ungeachtet der Tatsache, dass besagter Grund lediglich umstritten ist und 1948 Teil eines Palästinenserstaats gewesen wäre, wenn die Araber es nicht vorgezogen hätten, einen Krieg gegen das junge Israel anzuzetteln. Aber warum sollte man sich mit Fakten aufhalten, wenn der diplomatische Werkzeugkasten doch den Vorschlaghammer bietet, der dort ohnehin schon viel zu lange (da er gegenüber den Diktaturen dieser Welt nicht nötig scheint) vor sich hin staubt?

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Der Pirat aus dem Neuzeit-KZ

Haben Sie schon mal was von Sebastian Hochwarth, Mitglied der Piratenpartei, gehört? Nein? Macht nichts, im Grunde muss man ihn nicht kennen. Es sei denn, Sie wollten schon immer mal wissen, wie man sich im Jahre 2012 selbst zum KZ-Opfer befördert. Das ist gar nicht schwer, Sie müssen sich dazu lediglich den Hochwarth’schen Blog zu Gemüte führen. Dort erfahren wir viel über ihn, den „Papa, Musiker, Pirat, Geocacher, Atheist, denkender (un)Mensch“ aus Ludwigshafen - noch mehr allerdings über den Kleinkrieg, den er schon seit geraumer Zeit gegen die Arbeitsagentur führt. Hochwarth, das muss man wissen, empfängt nämlich HartzIV und reüssiert dabei schon länger als hauptberufliches „Bebbing“-Opfer (= „Mobbing durch Behörden“, wie Hochwarth sein Schicksal beschreibt). Völlig am Boden, mit den Nerven am Ende, quasi „ganz unten“, reißt der wackere Pirat sich allerdings immer wieder hoch und fechtet seinen Feldzug gegen das „System“ erbittert aus. Schauen Sie mal:

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Google und der digitale Wutbürger

Bis vor Kurzem befand sich das hiesige gute Gewissen noch im Lot. Es setzte sich aus ein paar Allgemeinplätzen – darunter: „Atomkraft ist böse“, „Mülltrennung ist gut“, „Umverteilung ist auch gut“, „Traue keinem Unternehmen!“ – zusammen, wodurch diese hochkomplexe Welt eine gewisse Ordnung erfuhr. Nun aber hat sich etwas geändert. Herrschte bislang große Skepsis gegenüber Unternehmen und Konzernen im Allgemeinen, solchen mit hohem Umsatz im Speziellen, so gibt es jetzt eine Ausnahme von der Regel. Die wiederum heißt Google und avanciert gerade zum Unternehmen der Herzen. Denn Google ist nicht nur „das Netz“, sondern auch der tapfere Advokat der Netzfreiheit, der zwielichtige Verlage gerade gehörig an den Kragen wollen.

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