Keine Keule ohne Antisemit

Zu den skurrilsten Debatten, die hierzulande so geführt werden, zählt zweifellos die über den Antisemitismus. Denn während Muslime an der Islam-Debatte, Migranten an der Integrations-Debatte und AKW-Betreiber an der Energiewende-Debatte partizipieren, nimmt an der Antisemitismus-Debatte so ziemlich jeder, nur kein Antisemit teil. Ganz gleich ob Linkspartei oder Günter Grass – kein Judenhass, nirgends. Logisch, denn der moderne Antisemit würde sich erstens nie als solcher outen, und bemerkt zweitens häufig nicht, einer zu sein.

Was natürlich nicht die generelle Abwesenheit von Antisemiten bedeutet, ganz im Gegenteil. „Gerade wir als Deutsche“ haben schließlich viel aus der Vergangenheit gelernt – auch, wie man politisch korrekt gegen Juden zu Felde zieht. Insofern nehmen heute nur noch geschäftige „Antizionisten“, „Israelkritiker“ oder „Kritiker der israelischen Regierung“ mit imaginären jüdischen Freunden, Kindern oder gar Wurzeln an der Debatte teil. Sie alle würden sicher auch mal Antinordkoreanismus, Syrien-Kritik oder Kritik an der weißrussischen Regierung betreiben, kommen nur leider nicht dazu, weil Israel ständig mit Selbstverteidigung droht.
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Wohlfühllinke im Wunderland

Gut zu sein ist das Stammkapital der Linken. Mit Jute-Beutel, Fair-Trade, Peace-Flagge und Anti-Atom-Button kämpfen sie pausenlos für die Umwelt, Frieden und Gerechtigkeit. Dumm nur, dass Linke primär gegen das skandieren, wovon sie selbst profitieren.

Links zu sein ist eine feine Sache. Denn links ist nicht nur, wo das Herz ist, sondern auch dort, wo Komplexes wunderbar einfach erscheint. Linke Wohlfühlideologie folgt stets der gleichen Logik, und die funktioniert so: Links ist gut, und wer nicht links ist, kann einpacken und ist natürlich ein Nazi. Da jedoch der Wandel der Zeit auch vor den Linken nicht Halt macht, müssen se ihr eindimensionales Weltbild gelegentlich den Umständen anpassen. Der gemeinsame Feind steht nicht mehr ausschließlich rechts, sondern lauert überall: An der Wallstreet, im Gen-Food, im Weißen Haus, im AKW, im Privatfernsehen, auf dem internationalen Finanzmarkt, im Versuchslabor der Pharmaindustrie und bei Gucci an der Kasse. Also dort, wo Liberalismus
über Gleichmacherei gesiegt hat und es konsequenterweise nach Fortschritt
und Wohlstand riecht.



Weiter geht's hier (S. 31), beziehungsweise auch in der Print-Ausgabe des "Echo"s, die in großen Teilen Österreichs erhältlich ist.
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Nichts Neues aus der Anstalt

Knapp ein halbes Jahrhundert ist es nun her, als Udo Jürgens sich beim Grand Prix Eurovision de la Chanson mit seinem Titel „Warum nur, warum?“ auf den fünften Platz klimperte. Mittlerweile ist es vergleichsweise ruhig um Udo geworden. Das herrlich pathetische „Warum nur?“ gibt hingegen immer noch den perfekten Soundtrack für kleine und große Tragödien des Alltags ab.
Zum Beispiel, wenn man sich abends im Biotop der öffentlich-rechtlichen Anstalten verzappt und dort, konfrontiert mit „Inga Lindström“, „Musikantenstadl“ und „Pilawas Märchenquiz“, die Qual der Wahl hat. Alles schon mal gesehen, alles irgendwie gleich einschläfernd. Oder nein, natürlich beruhigend unspektakulär, gleichförmig und daher seriös. Und wer nach fünf Jahren Weltreise wieder in Deutschland strandet, der kann sich darauf verlassen, dass zumindest in der Anstalt alles beim Alten geblieben ist: Frank Plasberg wird immer noch hart aber fair sein, Pilawa nach wie vor quizzen und Christine Neubauer zuverlässig als Bäuerin/Vollweib/verlassene Ehefrau auf der Mattscheibe auftauchen. Aber: Warum nur, warum geht es nicht auch ein klitzekleines bisschen spannender, liebe Anstalten?


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Streiten verboten?

Demokratie auf dem Prüfstand

Deutschland ist die Hochburg der Toleranz. Wer den Begriff googlet, stößt umgehend auf hunderte von Bündnissen, Aktionsprogrammen, Initiativen und Netzwerken, deren einziger Zweck darin besteht, sich für „Demokratie und Toleranz“ einzusetzen. Das ist einerseits vorbildlich und schön, andererseits aber auch durchaus skurril. Denn bekanntlich hört Toleranz immer dort auf, wo sie mit unbequemen Meinungen kollidiert. Spätestens dann versteht der deutsche Michel, der sich gerne mal das Gewand des toleranten Demokraten überwirft, absolut keinen Spaß mehr. Er gerät umgehend in Rage und zieht couragiert zur Vernichtung anderer Ideen zu Felde. Scheinbar bemerkt er dabei vor lauter Eifer nicht, dass er gerade das bekämpft, wofür er sich eigentlich einsetzt. Denn Demokratie funktioniert nun mal nicht ohne Meinungsfreiheit und Streitkultur - zwei Dinge, die dem deutschen Michel zutiefst zuwider sind. Zumindest, wenn es um Ansichten geht, die das harmonische Weltbild zu sprengen drohen oder anstrengende Diskussionen provozieren würden. Ansichten also, die eine Demokratie dringend braucht.


Weiter geht's auf blink, dem konsequent liberalen Polit-Magazin von und mit Aaron Koenig und Daniel Fallenstein - diesmal schwerpunktmäßig zum Thema Demokratie. Wer weitere großartige Beiträge, u.a. von Hamed Abdel-Samad und meiner Wenigkeit lesen will, der kann die aktuelle Ausgabe hier abonnieren. 

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Was Sie über Kondome auf Kuba wissen müssen

Es gibt ja Leute, die nicht nur wegen Karibik-Flair und Salsa gern auf Kuba urlauben, sondern auch aufgrund der „sozialistischen Errungenschaften“, die man auf der Insel hautnah erleben kann. Denn wo sonst findet man denn heute noch Supermärkte ohne kapitalistischen Überfluss, idyllische Abgeschiedenheit durch rudimentären Internetzugang und vollständige Harmonie dank nicht-existenter (da im Knast verfaulender) Opposition? Gut, ein paar Orte gäbe es da schon noch. Zum Beispiel Nordkorea, aber da soll das Wetter ja eher mies sein. Auf Kuba hingegen lacht nicht nur das Sozialistenherz, sondern auch die Sonne!


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Eine Banane im Delirium

Einige Zeitgenossen sind ja der Ansicht, ich wäre zu allem fähig. Ich soll mir zum Beispiel in meiner Freizeit gerne Drohungen schreiben oder Nachrichten verfälschen. Aber das, was nun auf dem Blog "Banane der Woche" so vor sich hin wuchert, ist derart unterhaltsam, dass selbst ich es mir nicht hätte ausdenken können. Staunen Sie selbst!


"Jennifer ist schlau. Die würde einfach nicht Mutter werden, bevor alles in den Pötten ist. (...) Und deshalb könnte es sein, dass die schlaue Jennifer nicht erleben wird, was es heißt, Karriere und Familie unter einen Hut bringen zu müssen ohne Quote, ohne gerechte Chance... (...) Frauen wie du, die sich blind dem männlichen Mainstream angepasst haben und nun die große Klappe aufreißen... Ich bin sicher, dass du dir bei führenden Männern viele Freunde machst, wenn du gegen die Frauenquote bist."

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Der Traum vom Endfrieden

Jawohl, endlich ist es raus. Vorige Woche brach Günter Grass sein Schweigen und sagte, „was gesagt werden muss“. Denn schließlich ist es nichts Geringeres als die Bedrohung des Weltfriedens, die dem alternden Dichter den Schlaf raubt. In den Hauptrollen: Israel als Aggressor, Iran als unschuldiges Opfer. Unerhört, zumindest vielleicht für ein ehemaliges Mitglied der Waffen-SS. Deshalb verfasste Grass ein fantasiereiches Pamphlet, das er kurzerhand mittels der Enter-Taste entsprechend zerstückelte, um es so als Gedicht vermarkten zu können.
Verwirrung trifft auf Persilschein
Nun, worum genau geht es? Klar, um den „ohnehin brüchigen Weltfrieden“, den einzig die „Atommacht Israel“ (früher als „Weltjudentum“ bekannt) gefährde. Und natürlich auch um ein deutsches U-Boot, „dessen Spezialität darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe dorthin lenken zu können, wo die Existenz einer einzigen Atombombe unbewiesen“ sei. Da es jedoch „morgen zu spät sein könnte“, muss jetzt eindringlich gemahnt werden. Auch auf die Gefahr hin, hinterher Strafe erleiden zu müssen. Glatt könnte man meinen, der Mossad hätte sich schon längst in der Lübecker Gartenlaube verschanzt und wäre nun zum Zugriff bereit. Doch der tapfere Märtyrer, der offenbar noch nie einen Hauch von Israelkritik in deutschen Landen vernommen hat, will eben nicht mehr schweigen.

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In eigener Sache

Immer wieder erreichen mich betrübte Nachrichten, worin ich gefragt werde, warum denn die Kommentarspalte dieses Blogs nun zu sei. Schließlich hätte diese ja einen hohen Unterhaltungswert gehabt. Dazu ein paar Anmerkungen.

Zum einen ist die Kommentarspalte schon seit einigen Wochen geschlossen. Dies, obwohl einige Diskutanten wirklich Entertainment-Potential hatten. Allerdings, und das ist der Grund, fehlt mir tatsächlich die Zeit für die zweifellos notwendige Moderation. Außerdem gibt schließlich es wichtigere Dinge, als sich ständig um hysterische Hausfrauen und verkrachte Existenzen zu kümmern, die sich hier in zunehmendem Maße verirrten.(Alternativ empfehle ich übrigens die Pinnwand von Ruprecht Polenz oder das Spiegel Online - Leserforum.)

Zum anderen bedeutet Moderation gewissermaßen auch immer Zensur, was dann nicht nur die geschätzten Diskutanten echauffiert, sondern auch mir missfällt.

Nichtsdestotrotz gibt es ja noch Alternativen. Lob, Kritik, Beschwerden, Beleidigungen und weitere Nettigkeiten können jederzeit an die hier angebene Email-Adresse (jnpyka@yahoo.com) gerichtet werden.

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Warum die Piraten zu Deutschland gehören

Nun sind die putzigen Piraten ganz aus dem Häuschen: Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate haben sie aus heiterem Himmel ein Landesparlament „geentert“. Was sie dort tun wollen, darüber müssen sie vermutlich erst mal nachdenken. Macht aber nichts, denn schließlich sind die Piraten, deren Ideen irgendwo zwischen Transparenz, dem Recht auf kostenloses U-Bahnfahren und „Keine Ahnung“ oszillieren, total angesagt. Besonders, weil sie wahlweise jung, erfrischend, anders, unkonventionell oder gar richtig liberal sein sollen.


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