Achtung: Zocken schadet Ihrer Gesundheit!

Voller Spannung und mit der Feder im Anschlag blickt die deutsche Medienwelt gen München, wo am Montag der Prozess gegen Uli Hoeneß beginnt. Dass der eine oder andere Redakteur sich schon mal warmläuft, ist absolut verständlich. Bei „Spiegel Online“, der Heimat der eierlegenden Wollmilchsau, geschieht dagegen noch mehr. Überpünktlich zum Prozessauftakt schickt man dort schon heute das stärkste Pferd ins Rennen: Nina Weber, Biochemikerin und Krimiautorin sowie Redakteurin im Ressort Gesundheit.

„Tipps und Tricks für Allergiker“, „Neues aus der Krebsforschung“ oder „Volkskrankheit Burnout“ waren gestern. Heute hingegen entdeckt das Ressort sein Herz für Börsenzocker und behandelt deren Leiden. In einem bedingt aufschlussreichen Stück beleuchtet Frau Weber mit der Präzision eines Gehirnchirurgen das Thema „Börsenspekulation als Sucht“ – verbunden mit der Frage, ob Aktienhandel süchtig machen kann, worin sich „Experten“ freilich einig sind.

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Bitte beachten Sie mich nicht!

Achtung, verehrte Leserinnen und Leser: Dies ist nicht nur meine 81., sondern auch meine letzte Kolumne für The European. Und für diejenigen, die das erst jetzt erfahren, folglich in gerade diesem Moment erleichtert „Endlich!“ seufzen und umgehend die Korken knallen lassen werden, tut es mir fast schon leid, Sie an diesem Freitag ein weiteres Mal zu quälen. Aber da müssen Sie nun durch – bleiben Sie stark, bald ist es überstanden.

Um Ihnen das Finale allerdings so angenehm wie möglich zu gestalten, habe ich mir ein besonderes Thema ausgesucht. Eines, das Ihren Blutdruck sicherlich nicht überstrapazieren wird (hoffe ich zumindest). Nein, an dieser Stelle soll es um etwas Schönes gehen. Nämlich um Sie. Ja, genau, um Sie, die geschätzte Leserin und den werten Leser, besonders aber um die edle Riege der Leserbriefschreiber.

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Bekenntnisse einer Magistra Artium


Meine Stammleser werden sie schon kennen, neu Hinzugekommene sollten sie dagegen dringend kennen lernen. Die Rede ist von Christiane Schuricht aus Hannover, eine der lustigsten Figuren aus meinem sich an mir abarbeitenden Kuriositätenkabinett, in dem sich neben Rentnern, Fast-Rentnern, Hausfrauen und exilierten Bombenbastlern auch Pleitegeier und komplex-beladene twenty-somethings tummeln. Und sollte sie alle etwas verbinden, dann wäre es wohl am ehesten die Fähigkeit, im Leben nichts zustande zu bringen. Kurz: Menschen, für die ich prinzipiell ein Herz, aber eben nur sehr selten überschüssige Zeit und Lust parat habe.

Doch für Christiane Schuricht aus Hannover mache ich gerne mal eine Ausnahme. Zum einen, weil sie sich schon geraume Zeit und auch jüngst besonders darum bemüht hat. Zum anderen, weil ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, der Öffentlichkeit derlei Skurrilitäten vorzuenthalten.

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Es ist angerichtet

In München wird schon seit ein paar Jahrzehnten das „Leitmedium Nummer eins“ produziert. Es nennt sich „Süddeutsche Zeitung“, erreicht 1,48 Millionen Leser und ist dank einer täglich verkauften Auflage von 420.377 Exemplaren die größte überregionale Abonnement-Tageszeitung Deutschlands. Und wer schon mal den morgendlichen Berufsverkehr in Münchner S- und U-Bahnen erlebt hat, könnte glatt glauben, in der Landeshauptstadt würde nur diese eine Zeitung verkauft.

Jedenfalls besteht die Spezialität dieser einen Zeitung nicht nur in der Produktion eines umfangreichen Feuilletons. Auch mit der deutsch-jüdischen Symbiose kennt man sich dort bestens aus. Dass die „SZ“ diesbezüglich sogar führend sein könnte, steht spätestens seit Dienstag dieser Woche zu befürchten, als die Redaktion ihre rund anderthalb Millionen Leser mit einem besonderen Schmankerl verwöhnte. Denn in der Rubrik „Politisches Buch“ wurde diesmal von Heiko Flottau eine große Portion Sorge um den „liberalen Zionismus“ serviert, dessen „Niedergang“ in vollem Gange sei.

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Der gute Mensch von Kritikistan

Die moderne Welt steckt voller Herausforderungen und ungelöster Probleme. Das Klima will einfach das Wandeln nicht sein lassen, indes wird in Syrien weiter gemordet, und mit der sozialen Gerechtigkeit geht es hierzulande auch nur schleppend voran. Abseits dieser Ereignisse existiert jedoch gerade innerhalb der westlichen Welt ein weiteres Problem, das den Menschen ungeheuer zu schaffen macht. Und zwar: die Freiheit als solche.

Dazu zählt beispielsweise die Entscheidungsfreiheit, von der überaus ausgeschlafene Mitbürger wissen, dass sie es ist, die uns langsam aber sicher in den Wahnsinn treibt. So auch die slowenische Philosophin Renata Salecl. Man muss sie nicht kennen – es reicht schon, ihren jüngsten Ausführungen zur „Tyrannei der Wahl“ zu folgen, um sie näher kennenzulernen. Denn weil wir immer und überall wählen können, etwa in bzw. auf den Super-, Heirats- und Arbeitsmärkten dieser Welt, würden wir uns ihr zufolge ständig gestresst, überfordert und schuldig fühlen. „Kapitalismus ist die Neurose der Menschheit“, behauptet Frau Salecl, die übrigens „Orte wie Subway“ meidet, um sich bei der Wahl zwischen Cream-Cheese-Bagel und Panini con Pancetta nicht der Gefahr eines Burn-outs auszusetzen. Die Tücken des „modernen Kapitalismus“ machen eben auch vor aufgeweckten Philosophinnen nicht halt.

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Time to Say Goodbye

In eigener Sache



Gesendet: Samstag, 22. Juni 2013 um 18:01 Uhr
Von: "Jennifer Nathalie Pyka"
An: barfuss@theeuropean.de
Cc: "Florian Guckelsberger"
Betreff: Kündigung
Lieber Herr Guckelsberger, lieber Herr Barfuss,


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Im Zweifel antiamerikanisch

Es ist aber auch immer wieder das Gleiche mit diesen Amerikanern. Kaum lässt man sie unbeaufsichtigt, schon fressen sie hier irgendwas aus oder benehmen sich dort erneut unanständig. Nie hat man seine Ruhe. Vor allem nicht, wenn man als Deutscher den Posten des guten Gewissens des Planeten gepachtet hat und es daher natürlich oberste Pflicht ist, den Amis den Kopf zu waschen. Denn auch auf den zunächst als unamerikanisch empfundenen Präsidenten kann man sich nun nicht mehr verlassen. Nicht nur, dass er Guantanamo immer noch nicht zu gemacht hat, nein, jetzt stellt sich zudem heraus, dass er Millionen von Menschen „überwacht“. Prism wird man ihm hier wohl nie verzeihen.

Und wie das im Land der Moralhüter so üblich ist, ist auch bei dieser Aktion made in USA eines garantiert: nämlich das Nicht-Stattfinden einer halbwegs sachlichen Diskussion. Natürlich sind Kritik und Fragen berechtigt, wenn ein Geheimdienst theoretisch in der Lage ist, die Korrespondenzen zwischen Max Mustermann und seiner Geliebten mitzulesen. Nur ist das ja nicht Sinn der Sache. Zumal im Grunde, so hört man zumindest, Verbindungsdaten im Vordergrund stehen und über alles weitere ein Gericht wacht. Oder, um es mit Alan Dershowitz zu sagen: „There is an enormous difference between listening to the content of people’s phone calls and creating a database of telephone numbers.“

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Wie das Leistungsprinzip aus der Mode kam

Erst neulich habe ich mal wieder zur Kenntnis genommen, dass die soziale Kälte sich hierzulande zur sozialen Eiszeit auswächst. Auch um die Kluft zwischen Arm und Reich soll es nicht gut bestellt sein. Sie stünde kurz vor der Unüberwindbarkeit, so hört man, und sollte es nicht schleunigst mit der sozialen Gerechtigkeit losgehen, drohen Sodom- und Gomorra –ähnliche Zustände. Mindestens.

Manch einem mag deshalb schon ganz schlecht sein. Mir nicht. Denn vorerst habe ich schon genug damit zu tun, mich aufgrund dessen neu einzusortieren. Der nach sozialer Gerechtigkeit rufende Chor, die Ode an die Umfairteilung, die Arie der Wir-Seligkeit, kurz: der neue deutsche Soundtrack – seine Klänge sind es, die ich kaum zu dechiffrieren vermag. Dachte ich doch bislang, Leistung wäre etwas Gutes, und auch die Politik müsse an individueller Leistungsbereitschaft, zugleich dem Motor einer Volkswirtschaft, interessiert sein.

Ein fataler Irrtum, wie sich nun herausstellt. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass Leistung in diesen Breitengraden nicht nur verpönt, sondern sogar bedrohlich ist. Denn wer dem Ruf nach sozialer Gerechtigkeit folgt, stellt fest, dass sowohl der Leistungsträger an sich, als auch das System, das ihn belohnt, und zudem alles, was ihn umgibt, der schönen neuen gerechten Welt im Wege stehen.

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Wenn der Fundamentalist zweimal droht

Was der Staat für seine Bürger zu tun hat, ist eine Frage, auf die es bekanntlich recht unterschiedliche Antworten gibt. Die einen finden, er habe seinen Schäfchen eine Allroundversicherung für die Risiken und Nebenwirkungen des Lebens zu garantieren. Andere hingegen wünschen sich mehr Tatendrang in Sachen Naturschutz und Klimawandel. Übergreifenden Konsens erzeugt dagegen sicherlich die Ansicht, wonach Vater Staat auch und vor allem für eines sorgen soll: Sicherheit. Und zwar Sicherheit vor Gangstern und Ganoven ebenso wie vor Mördern und Terroristen.

Nun klappt das mit der Sicherheit bekanntlich mal mehr, mal weniger prächtig. So ist der Staat beispielsweise aktuell nicht in der Lage, einem deutschen Staatsbürger, der in Ägypten mit dem Tod bedroht wird, Sicherheit zu garantieren. Die Rede ist vom deutsch-ägyptischen Autor Hamed Abdel-Samad, der erst neulich in Kairo über „Religiösen Faschismus im Islam“ referierte, was zuerst den Mob, anschließend aber auch zwei hochrangige Fundamentalisten zu öffentlichen Mordaufrufen veranlasste.

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Wenn der Antisemitismusforscher den Anfängen wehrt

In Deutschland kommt es öfter mal zu sogenannten „Vorfällen“ antisemitischer Natur. Meistens laufen sie so ab, dass Juden allein durch ihre Existenz den Antisemiten so sehr provozieren, dass dieser quasi gar nicht anders kann, als dagegen aktiv zu werden. Mal verbal, mal tätlich, je nach Tagesform. Anschließend beginnt dann gerne und oft das große Orakeln: War der Jude selbst schuld? Ganz so, wie neulich in Berlin, wo ein Jude vor einer Disco verprügelt wurde, weil er Jude ist und ein israelisches T-Shirt trug, was wiederum die Täter „möglicherweise provoziert“ hätte? Und wenn der Jude gemäß offizieller Ansicht nicht schuld ist: Was tut man nur, um dem Antisemitismus Herr zu werden?

Fragen, die derzeit auch im beschaulichen Offenbach gestellt werden. Nachdem dort nämlich vergangenen Sonntag ein Rabbiner in einem Shoppingcenter von circa sechs bis acht „südländisch aussehenden Jugendlichen“ zunächst antisemitisch beschimpft, daraufhin geschubst, genötigt und umzingelt wurde, herrscht nicht nur berechtigtes Entsetzen, sondern auch Rätselstimmung. Man wolle derartige Angriffe nicht dulden, so die Ansage – wie das allerdings praktisch funktionieren soll, ist dagegen noch nicht bekannt.

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