Auftakt zum Superwahljahr: Der Politiker von heute trainiert im Dschungelcamp!

Bedrohlich ziehen dunkle Gewitterwolken über deutschen Wohnzimmer auf und kündigen bereits den Untergang der abendländischen Kultur an – denn endlich heißt es wieder: Ich bin (k)ein Star – holt mich hier raus! All jenen selbsternannten Volkserziehern, die nicht nur den Klimawandel, sondern auch die Volksverdummung fürchten, sei an dieser Stelle gesagt: Das Dschungelcamp ist nicht nur Kult, sondern geradezu eine unverzichtbare Institution innerhalb der deutschen Fernsehlandschaft! Nirgendwo sonst dürfen sich insolvente Z-Promis meditativ auf die Ursprünge der Menschheit besinnen, und nirgendwo sonst werden sie für zweiwöchiges Nichtstun plus All-Inclusive-Känguruhoden-Verpflegung auch noch so fürstlich entlohnt. Das Schöne daran ist, dass dabei nicht nur der Kontostand, sondern gleichzeitig auch der bis dato nicht mehr vorhandene Bekanntheitsgrad aller Beteiligten in unerahnte Höhen kapituliert wird. Dekadenterweise lohnt sich Leistung in diesem Fall nicht. Viel mehr gebührt mediale Aufmerksamkeit nur demjenigen, der seine Kinderstube vorsorglich daheim gelassen hat und sich jeglicher Konventionen für ein respektvolles Miteinander entzieht, kurz: dem, der sich unter aller Sau benimmt. Kein Wunder also, dass auch deutsche Politiker (passend zum Superwahljahr) das enorm Image-stärkende Potential des Camps für sich entdeckt haben. Bereitwillig stimulieren sie im Dienste der Sonntagsumfrage die latent sadistische Ader des Zuschauers, welcher angesichts der folgenden Szenerie wohl gänzlich verdrossen zum Nicht-Wähler konvertieren dürfte:


Auch wenn es noch nicht für einschlägige Rollen als Baywatch-Nixe reicht, so macht die rot(h)e Amazone Claudia inmitten von unberührten Mangrovenwäldern eine ganz annehmbare Figur. Völlig erschöpft ist sie soeben mit null Sternen im Gepäck von ihrer Dschungelprüfung zurückgekehrt und muss sich nun dringend ein wenig im Camp-eigenen Tümpel erfrischen. Dabei erweist sich Claudia nicht nur als Naturfreundin, sondern auch als ausgewiesene Expertin für aktuelle Bademode. Heute beglückt sie das Auge des Zuschauers bspw. mit einem metallisch glänzenden, neongrünen Badeanzug aus längst vergangenen Aerobic-Kurs-Zeiten, dessen hautenge Passform ihre weiblichen Rundungen perfekt in Szene setzt. Kaum ein Mann, der sich ihren Reizen entziehen kann. Einer davon ist übrigens Sigmar „Tarzan“ Gabriel, der soeben in das kühle Nass geplumpst ist und augenblicklich seinem neuen Dschungel-Flirt eine starke Schulter offeriert, denn: Claudia ist – mal wieder – sehr betroffen. Ihre Dschungelprüfung sei schlichtweg nicht zu bewältigen gewesen, hätte sie doch heute insgesamt fünf (!) Dinge nennen müssen, FÜR die die Grünen nun eigentlich sind. So musste die tapfere Busch-Amazone leider abbrechen. Die Situation sei völlig alternativlos gewesen, klagt sie. Doch zum Glück ist Sigmar, der Mann, der von Frauen ebenso viel wie von Klimapolitik versteht, gleich zur Stelle. Stets auf Körperkontakt bedacht, nimmt er das desolate Häuflein Elend in seine starken Arme und erzählt ihr zum Trost von seinen surrealen rot-grünen Zukunftsvisionen auf Bundesebene. Er wurde seinerseits übrigens aus ästhetischen Gründen in den Dschungel verbannt, denn die SPD-Basis vertrat die Ansicht, dass ein paar Kilo weniger für den kommenden Wahlmarathon nicht verkehrt wären. Doch die dauerhafte Frischluftzufuhr ließ ihn nicht etwa zum veganen Asketen, sondern eher zum heißblütigen Womanizer mit Dauerappetit mutieren. In feinster David-Hasselhoff-Manier entsteigt er nun dem Tümpel, präsentiert dabei seinen gut gepolsterten Astralkörper und räkelt sich in der australischen Sonne. Während sich auf seiner Stirn bereits die ersten Schweißtröpfchen bilden, stellt er fest, dass die globale Erwärmung nun endlich gestoppt werden müsse – solch tropische Temperaturen, das könne ja nicht normal sein! Ein mindestens zweiköpfiger Klimagipfel in australischen Gefilden sei deshalb dringend von Nöten.

Derweil ist Gesine Lötzsch eifrig damit beschäftigt, inmitten der grünen Fauna den Weg zum Kommunismus zu suchen. Doch mittlerweile scheint es, als hätte sie sich dabei ein wenig verlaufen. Völlig desillusioniert stellt sie fest, dass hier zwar alles grün, aber trotzdem irgendwie nicht alles gleich ist. Ratlos fischt sie das „Kommunistische Manifest“ aus ihrem Wanderrucksack und versinkt zugleich in eine Traumwelt aus Verstaatlichung und Diktatur des Proletariats. Doch abgesehen davon fühlt sich Gesine im Dschungel sichtlich wohl. Schließlich ist das Camp nicht nur als Urform der Kommune, wo sich alle auf der Pelle hocken und sich dabei gegenseitig auf die Nerven gehen, anzusehen. Gleichsam vereint es nämlich auch elementar kommunistische Züge in sich: Alle arbeiten (wenn auch selten) und statt Privateigentum gibt’s kulturellen Kahlschlag und geistige Verwahrlosung. Alles könnte so schön und besinnlich sein, wenn … ja, wenn da nicht der Schreihals der Nation alias Guido Westerwelle wäre, der gerade - festgeklammert an einer Liane - durch den Dschungel segelt. Spärlich bekleidet mit signalgelben Lendenshorts, übt er in schwindelerregender Höhe wohl bereits für sein nächstes Umfragehoch.

So zieht es auch die arme Gesine zurück ins Camp, wo sie bereits sehnsüchtig von Hannelore Kraft (kurz: Hanni) erwartet wird. Sie ist übrigens als Neuzugang im Camp zu bezeichnen, da ihre Genossen aus NRW meinten, Hanni hätte noch ein wenig Nachhilfe im Unterrichtsfach „Sparen“ nötig. Während sich die restlichen Camper bereits rund um’s Lagerfeuer versammelt haben und mit knurrendem Magen auf ihr Abendessen warten, hadert Hanni immer noch mit dem Haushalt. Ihre heutige Aufgabe: Die sparsame und gerechte Aufteilung des delikaten Dschungeldinners (= Reis mit Bohnen). Doch glücklicherweise steht ihr die weise Gesine, ihrerseits eine Kapazität auf dem Gebiet der Umverteilung, beratend zur Seite. Auch jetzt könnte wieder alles so schön sein, würde nicht Tarzan Gabriel die besinnliche Stimmung durch eine lautstarke Forderung nach Nachschlag zerstören. Augenblicklich entzürnt sich ein handfester Streit zum Thema „Was ist gerecht?“. Während Guido vorschlägt, das Essen entsprechend der erbrachten Leistung aufzuteilen (dann würden allerdings alle verhungern), fordert Busch-Amazone Claudia zum friedlichen Dialog auf. Selbst der couragierte Doktor Bob, der im Auftrag von Ilse Aigner über die Dioxinfreiheit sämtlicher Nahrungsmittel wacht, kann die erhitzten Gemüter nicht beruhigen. Doch bevor es zum bewaffneten Kampf der Kulturen kommt, tritt Heiner Geißler auf den Plan. Er ist nicht nur Teamchef auf Lebenszeit, sondern fungiert gleichzeitig als Camp-eigener Schlichter und hat demnach stets viel zu tun. Zum Glück wurde er zuvor noch von Christian Wulff, dem europaweit bekannten Integrations-Experten, eingängig geschult – anders wäre es ihm vermutlich nicht gelungen, die gereizten Camp-Insassen von tätlicher Gewalt abzuhalten.

Angesichts dieser hoch pubertär anmutenden Zustände hat sich Angela Merkel indes schon längst im Dschungeltelefon verbarrikadiert, von wo aus sie die Zuschauer vor dem Fernseher mit einer bewegenden Ansprache beglückt:

„Liebe Wutbürgerinnen und Wutbürger,

ich freue mich, hier zu sein. Zunächst möchte ich all jenen danken, die mir mit ihrer Stimme diesen unvergesslichen Aufenthalt ermöglicht haben. Der Euro, der Guido, die Arbeitslosigkeit, und natürlich auch der Islam haben mir wertvolle Kräfte geraubt, die ich eigentlich dringend bräuchte, um mein Amt weiterhin für mich vereinnahmen zu können. Ich bin hoffnungsvoll in dieses Camp gegangen, doch wie Sie sehen können, hat sich weder an der Lage meiner Mundwinkel, noch an der Lage der Politik wirklich etwas geändert. Ich bin angetreten, um die Wahl zur Dschungelkönigin zu gewinnen. Doch angesichts der aktuellen Umstände bitte ich Sie, liebe Wutbürgerinnen und Wutbürger, mir nochmals Ihre Stimme zu geben, denn für mich gilt nun: Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“


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