Über Christian von Boetticher und deutsche Toleranz.
Die Deutschen sind schon ein überaus tolerantes und mitfühlendes Völkchen. Wann immer ein Terrorist sich selbst mitsamt Umfeld ins Jenseits befördert, findet sich in hierzulande in Windeseile ein weiser Experte, der den jeweiligen Märtyrer umgehend freispricht. Schuld ist nicht der Bomber selbst, sondern zumeist der Westen oder die USA als dessen Speerspitze, die den verzweifelten und zugleich tapferen Freiheitskämpfer zu seiner Tat trieben. Diese Theorie lässt sich beliebig auf „Vorfälle“ jeglicher Art anwenden, wobei man den sogenannten Opfern zuweilen nicht nur Toleranz, sondern auch Mitleid, Sympathie und Verständnis entgegen bringt. Demzufolge versteht man die Randalierer in Großbritannien, denn diese sind schließlich Opfer des um sich schlagenden Raubtierkapitalismus, ebenso wie die Hamas-Kämpfer im Gaza-Streifen, da diese unter einer herbeiphantasierten zionistischen Unterdrückung leiden. Die einen fordern doch nur ihr gutes Recht auf kostenlose iPads, die anderen auf ein judenfreies Palästina. Und nicht zuletzt sind auch die Taliban von Natur aus gut, allein die Imperialisten machten sie zu Mördern, weshalb eine Ex-Bischöfin regelmäßig zum Gebet für die netten Jungs vom Hindukusch anstimmt und für deutsch-afghanische Gesprächstherapien wirbt. Wäre Deutschland die Weltpolizei, dann hätte man auch Osama bin Laden nicht einfach abgeknallt, sondern stattdessen höflich angeklopft und gefragt, ob er nicht Lust hätte, zu der ganzen Sache Stellung zu nehmen, nicht jedoch ohne ihn zuvor auf sein Aussageverweigerungsrecht hinzuweisen – denn schließlich verdient auch ein Massenmörder Toleranz und Empathie. Hätten wir keine Autoindustrie, so wäre der friedliche Dialog Exportschlager Nummer 1.
In Deutschland hingegen toleriert man No-Go-Areas in Berlin (was man recht gut daran erkennt, dass sie erst dann medial thematisiert werden, wenn Thilo Sarrazin sich dort zufällig verirrt), ebenso wie pyromanisch veranlagte Jugendliche, die Luxus-Karossen lieber anzünden anstatt für sie zu arbeiten. Irgendwie hat man hierzulande für so ziemlich alles sehr sehr viel Verständnis - lediglich die chronische US-Intoleranz zeigt die Grenzen der Güte auf. Doch generell gilt, dass der Toleranz-Bürger stets umso besser in Fahrt kommt, je weiter das zu tolerierende Objekt entfernt ist. Für jugendliche Straftäter in Neukölln haben demzufolge vor allem diejenigen besonders viel Verständnis, die noch nie dort waren.
Doch es sind nicht nur Terroristen, Islamisten, Massenmörder, Randalier und Straftäter, die das Herz (und Hirn) der Deutschen erweichen und folglich mit Toleranz überhäuft werden. Nein nein, auch für das Privatleben der politischen Elite gilt – teils völlig zurecht - Toleranz als Gebot der Stunde. Bei den Grünen ist es offenbar zwingende Voraussetzung, wahlweise mit Molotow-Cocktails auf Polizisten loszugehen oder alternativ offen über die eigenen pädophilen Sehnsüchte zu sinnieren, um überhaupt ein Amt abzubekommen. Jugendsünden, nicht der Rede wert – versteht sich von selbst.
Indes darf Horst Seehofer ungestört ein außereheliches Kind zeugen, während Ole von Beust mit einem19-Jährigen gehen kann und Franz Müntefering eine 40 Jahre jüngere Jusos-Aktivistin zu ehelichen vermag – all das ohne Amtsverlust, Tränen und peinliche Enthüllungsvideos. Das ist freilich sehr schön und zeigt, dass zumindest beträchtliche Altersunterschiede nicht nur in im exotischen München-Hasenbergl, sondern auch im politischen Berlin erlaubt sind. Grenzenlose Toleranz wohin das Auge blickt.
Doch irgendwann muss auch mal Schluss sein. Zum Beispiel, wenn der damals 39-jährige CDU-Politiker Christian von Boetticher mit einer 16-jährigen Schülerin ins Bett geht. Zwar kamen dabei weder unschuldige Menschenleben, noch fremdes Eigentum oder gar deutsche Gesetze zu Bruch. Jedoch, so tönt es, müsse sich ein Politiker der wesentlich höheren moralischen Maßstäbe, die ihm angelegt werden, nun mal bewusst sein. Was sowohl lustig als auch völlig unwahr ist, da diese neu eingeführten Maßstäbe eben offensichtlich nur für Christian von Boetticher, nicht jedoch für Fischer, Seehofer und Cohn-Bendit gelten.
Wenn ein 39-jähriger Deutsch-Türke seine minderjährige Nichte zwangsehelicht, finden wir das exotisch. Das völlig legale CDU-Techtelmechtel finden wir hingegen obszön, von Boetticher selbst halten wir für pädophil, und das dazugehörige Mädchen ist selbstverständlich verblendet. Grenzenlose Toleranz weicht grenzdebiler Bigotterie, und übrig bleibt ein mit viel Doppelmoral und Scheinheiligkeit angereicherter Eintopf, dem der obligatorische Schuss Toleranz plötzlich fehlt. Von Boetticher darf diesmal nicht das Opfer seiner Hormone sein, ebenso wenig wie seine FB-Bekanntschaft möglicherweise ihrer jugendlichen Naivität zum Opfer gefallen sein könnte. Nun, wo das klassische Opfer fehlt, schlüpft man eben selbst ganz spontan in die wohlbekannte Rolle und geriert sich als Opfer unmoralischer und triebgesteuerter Politiker. Und während der Deutsche den neuen Status vollends genießt und ihn zugleich zum hemmungslosen Moralisieren, Spekulieren und Besserwissen nutzt, hat er offensichtlich nicht bemerkt, dass ihm soeben eine der wenigen Gelegenheiten zu gerechtfertigter Toleranz durch die Lappen gegangen ist.
Ja, Jennifer, so ist es.
AntwortenLöschenDu hast wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen.
Formuliert hast Du es, wie immer in geschliffener Sprache und dadurch dem Inhalt die adäquate Form gegeben.
Dafür danke ich Dir.
Juchuu, liebe Jennifer, daß ich das mal erleben darf!
AntwortenLöschenNormalerweise finde ich Ihre Texte rundum gelungen, sowohl stilistisch als auch inhaltlich. Heute nicht!
Ihre Einleitung mit der Aufzählung vieler, natürlich längst nicht aller, Toleranzforderungen der Öko-Sozial-Faschisten ist mir viiieel zu lang vorgekommen, und paßt auch nicht ganz zum Thema, das die Überschrift ankündigt.
Ich denke, knackiger und schlagkräftiger wäre es gewesen, Sie hätten gleich mit den Beispielen Seehofer, v. Beust, Müntefering und Cohn-Bendit losgelegt.
Mit der inhaltlichen Bewertung des "Affäre", die gar keine ist, liegen Sie wieder mal völlig richtig.
Bei Zettel wird das Thema sehr seriös diskutiert:
http://83273.homepagemodules.de/t4156f14-Marginalie-Wo-ist-die-Affaere.html
Gruß, H_W
"Doch irgendwann muss auch mal Schluss sein. Zum Beispiel, wenn der damals 39-jährige CDU-Politiker Christian von Boetticher mit einer 16-jährigen Schülerin ins Bett geht."
AntwortenLöschenEs ist zwar witzig, wie sich die "linksliberalen" Medien partout nicht zu einer Verteidigung v. Boettichers erheben, obwohl es doch passen müsste, aber aus bürgerlich-konservativer oder bürgerlich-liberaler Sicht ist die Handlung des CDU-Politikers nicht akzeptabel.
Die Rechtslage ist auch nicht ganz klar: http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__182.html
MFG
Wb
Hallo Jennifer,
AntwortenLöschentoll wie Du wieder geschrieben hast!
ich hoffe wir werden noch viel von Dir lesen dürfen:
Gruß
Hartmut
Ich stimme dir in den meisten Punkten zu, aber ich vermute: in Berlin-Neukölln warst du auch noch nie. NO-GO Areas sind was anderes.
AntwortenLöschenVielleicht sollte ich, zum besseren Verständnis, noch kurz was anmerken:
AntwortenLöschenManche Reaktionen haben gezeigt, dass der Gedankengang an sich wohl einigen Schwierigkeiten zu bereiten scheint. Vielleicht lese ich zur Zeit zu viel politische Philosophie (Deduktion, Induktion). Jedenfalls ist die von H_W kritisierte ausschweifende Form bewusst gewählt worden. Der Text ist m.E. insofern sinnig strukturiert, als er sich vom großen Ganzen (international/UK, Terror - national/No-Go-Areas) hin zum kleinsten Detail (Politiker --> Privates --> Liebesleben --> Boetticher) vortastet. Zum Schluss muss man sich eben fragen, was in einer Gesellschaft schief läuft, in der auf der Makroebene so vieles toleriert wird, eine kleine Liebschaft als letztes Schlusslicht jedoch nicht. Wie kann es denn sein, dass Randalierer in UK zu Opfern verklärt werden und deren Handeln irgendwie auf Verständnis stößt, eine lächerliche Liebesgeschichte jedoch völlig intolerant von der Gesellschaft (!) abgestraft wird? Denn wir können uns ja wohl darauf einigen, dass die Randale wesentlich schwerwiegender und relevanter als der blonde CDU-Chaot sind.
Zudem fokussiert der Text nur die Affäre, also besagte drei Monate. Es geht ausdrücklich nicht darum, wie Boetticher reagiert hat oder um die Tatsache, dass er das Mädchen aus vermeintlicher "Machtgeilheit" sitzen ließ, denn sonst hätte ich dies explizit erwähnt. All das schlicht aus dem Grund, weil ich denke, dass auch nur genau diese Tatsache (Affäre und Altersunterschied) auschlaggebend für die moralische Entrüstung der Gesellschaft war. Die Heulerei hat den Braten vielleicht fett gemacht, aber selbst ohne Tränen und Trennung hätte man Boetticher für politisch inkompetent erklärt - und zwar nur wegen des Altersunterschieds. Es geht mir ganz eindeutig nicht darum, wer sich von dieser Affäre was erwartet hat, und es steht uns auch nicht zu, den Mann spontan als Minderwertigkeitskomplex-geplagt, notgeil oder grenzdebil zu bezeichnen. Wenn er sie ausgenutzt hat und nur ein Abenteuer wollte (was er ja bestreitet, aber auf Politiker-Worte geb' ich auch nicht viel), ist das für mich kein Grund, derart hart mit ihm ins Gericht zu gehen, so dass in der Folge der Job futsch ist. Allein die Affäre (egal ob Liebe oder was auch immer) wäre für mich kein Grund, an seinen politischen Fähigkeiten zu zweifeln. Für den Rest der Deutschen offenbar schon, wie diverse Umfragen sowie Leserkommentare in Onlinemedien zeigen.
Da gibt's andere Politiker, die sowohl auf dem amoureusen Gebiet, als auch direkt im politischen Geschäft wesentlich unmoralischer zugange sind - und dennoch toleriert werden.
Wie die Tags schon besagen: Es geht um die Gesellschaft. Es geht nicht um politische Hintergründe in S-H, nicht um die Art der Beziehung, nicht um die Beziehung die er nebenbei hatte und ebenso wenig nicht um v.B.s Reaktion (für mich wäre eher die Heulerei ein Grund zum Rücktritt).
"(...) aber selbst ohne Tränen und Trennung hätte man Boetticher für politisch inkompetent erklärt - und zwar nur wegen des Altersunterschieds." - Prüfen Sie mal die Rechtslage und ob die rechtlich geforderte "sexuelle Selbstbestimmung" vorgelegen hat.
AntwortenLöschenEin verantwortungsvoller Politiker kann sich unter diesen Umständen nicht so exponieren; jedenfalls entsteht in konservativ-liberalen Kreisen hier ein Verdacht, der die Wählbarkeit einschränkt.
MFG
Wb
Liebe J.-N., ja, es geht um die Gesellschaft.
AntwortenLöschenMir drängt sich immer mehr der Eindruck auf, dass in Deutschland z.Zt. ein fundamentaler Linksrutsch stattfindet.
Über die medialen Hintergründe incl. der wöchentlichen MSM-Treffen (Merkel, Springer, Mohn) mag ich mich gar nicht auslassen. Sowieso erst recht dann nicht, wenn man bedenkt, welche eigtl. gar nicht so "große Volks"-Partei bei annähernd sämtlichen deutschen Publikationen incl. TV direkt oder über Beteiligungen das Sagen oder das Mitreden hat.
Aber ich habe früher einmal die Tagebücher von Victor Klemperer gelesen, und seitdem eine neue Art von Sinnesorgan für sprachliche Gewohnheiten entwickelt.
Dabei ist im Deutschen seit vielen Jahren sowohl eine Entmenschlichung der Ausdrücke eingetreten ("entsorgen" statt wegschmeißen, erinnert mich immer an "Endlösung". Kalte deutsche Bürokratensprache, die in den täglichen Gebrauch der Bürger eingedrungen ist) als auch die Übernahme großer Teile des DDR-Idioms (außer "Broiler"):
"Fahrstreifen" statt Fahrbahn, "3-Raum-Wohnung" statt 3-Zimmer-Wohnung, in der aktuellen c't gar "Werktätige" statt Arbeiter bzw. Angestellte.
Es scheint eine Aufrollung und Rückabwicklung westlich orientierter und nach '49 auch zutiefst demokratischer Strukturen stattzufinden, durch die Hintertür, die Sprache ist da nur ein Teil, das Sturmreifschießen längst das selbe sozialistische Lied singender "Konservativer" oder "Neoliberaler" (mit anderen Worten: "Rechtsradiklaler") oder gar Demokraten ("Individualisten" = "Gemeinschaftsfeinde") der nächste Teil des Programms.
Aktuelles Beispiel "Vroniplag", dessen "Aufdeckungen" ja eigentlich - wir reden über unsere Gesellschaft - eine Diskussion über das Selbstverständnis unseres Akademiebetriebes auslösen müssten, aber es nicht tun. Weil die "Aufgedeckten" annähernd ausschließlich den konservativen und liberalen Parteien angehören, und ausschließlich diese (konservativen und liberalen Exponenten) dann medial hingerichtet werden.
Dass der Betreiber dieses in Wahrheit rein propagandistischen Blogs selbst aktives SPD-Mitglied ist, verursachte ein leises Rauschen im Blätterwald von Stunden, längst kein Thema mehr.
Seehofer als Fremdgänger und Fremdzeuger wäre heute "dranner" als damals, mit Sicherheit. Aber schon damals wurde mit zweierlei Maß gemessen und es war nur seiner drecksglatten ultraprofessionellen Art + Politerfahrung zu verdanken, dass Seehofer damals nicht über seinen Dödel gestolpert ist. Insofern kein Vergleich mit der heutigen blonden Heulsuse.
Konservative und liberale Politiker mit Format und Ideen haben längst das sinkende Schiff verlassen (der sich ein weiteres Mal verheizen lassende Paul Kirchhof ist die Ausnahme), und so hat die ehemalige FDJ- und heutige CDU-Führerin nur noch Tand und Tinnef im Personalreservoir.
Gut: Bei der SPD kann ein solcher (recht fetter) Tand zwischen seinen Segeltörns vom Popmusikbeauftragten zum Parteichef aufsteigen. Aber der hat zumindest den Willen dazu, seine potentiellen Wähler mit dem blauäugigsten Augenaufschlag anzulügen, wenn es dem eigenen Fortkommen nützt. Wie es sich für einen ordentlichen Politiker heute zu gehören scheint. Auch das ein wesentliches Merkmal der derzeitigen gesellschaftlichen Notlage à la DDR.
Rumficken ist ja das eine, mit hier sog. "Minderjährigen" (immerhin ja ganz legal Heiratsfähigen) das andere. Sich dabei erwischen zu lassen noch was anderes.
Aber bereits BEVOR man erwischt wird damit zum Boss zu laufen.... und solches Personal will eine "Hoffnung" in diesem Bundesland gewesen sein?
Unsere nächste Bundesregierung wird eine grün-rote, entweder ohne Beteiligung der SED, oder mit. Punkt. Alles passt zusammen, alle machen mit, alle sind im passenden Taumel. Oder Wahn.
Deswegen ist der Fall von Boetticher nur ein Mosaikstein von vielen.
jennifer - sie sind wunderbar! ich hatte das grosse pech anfang der 60er geboren zu sein und war in meiner linksrotgruenen, moralin und heuchelei triefenden generation der totale outcast. bitte, bitte sagen sie dass viele in ihrer generation so denken wie sie - das waere einchach wundervoll! mit euch kann man vielleicht noch was retten ...
AntwortenLöschenNetter Text, lustig geschrieben, trotzdem falsch. Hier werden Äpfel und Birnen verwechselt. Äpfel, Birnen und Aprikosen, um genau zu sein.
AntwortenLöschen- Selbstmordattentäter, britische Vandalen, Osama Bin Laden, 39-jährige Deutsch-Türken mit zwangsverheirateten Ehefrauen und Berliner No-Go-Areas sind Äpfel. Äpfel sind problematische Phänomene, die von menschelnden Journalisten, Sozialwissenschaftlern und anderen analytisch-besorgten Zeitgenossen gerne auf ihre Ursachen untersucht werden. So soll ein konstruktiver Beitrag zum „gesellschaftlichen Diskurs“ geleistet und uns gezeigt werden, wie simpel die Wirklichkeit ist, wenn man nur sorgfältig genug analysiert: Schuld an Randalen sind arrogante Eliten, Schuld an einem Amoklauf ist Henryk M. Broder und Schuld an der Viertelfinalniederlage der deutschen Fußball-Frauen ist der Papst.
- Joschka Fischer, Daniel Cohn-Bendit, Ole von Beust und Franz Müntefering sind Birnen. Birnentypen haben schon Polizisten verprügelt, über die Vorteile der Pädophilie sinniert und sich 30-40 Jahre jüngere Lebenspartner geangelt. Das macht aber nichts. Sie bleiben in Amt und Würden, denn ihre kriminellen, perversen oder schlichtweg lächerlichen Handlungen und Vorlieben werden in ihrem jeweiligen Parteimilieu akzeptiert. Gewalt und Pädophilie sind Teil des grünen Gründungsmythos, und der eigentlich harmlose, wenngleich seltsam anmutende Umstand des Lebenspartners aus der nächsten Generation ist in der Hamburger CDU, die sich progressiv geben muss, eben keiner Rede wert. In der SPD ohnehin nicht.
- Horst Seehofer und Christian von Boetticher sind Aprikosen. Sie haben Pech, da ihr jeweiliges Vergehen in ihrem Parteimilieu als verpönt gilt. (Ja, auch Horst Seehofer ist gestolpert, denn seine Zeugungsaffaire vermasselte ihm die Wahl zum CSU-Chef, zugunsten eines inzwischen vergessenen Herrn Huber. Seehofer war weg vom Fenster und kam nur durch die Verkettung glücklicher Umstände wieder nach oben.) Nun könnte man meinen, Parteien seien in der modernen deutschen Konsensgesellschaft obsolet, und in vielerlei Hinsicht ist dies richtig. Stammwähler und politische Milieus gibt es nicht mehr, aus ihnen sind Parteimilieus geworden. Überhaupt scheint es in Deutschland nur noch sozialdemokratische Parteien zu geben. Grün kann mit Schwarz, Gelb kann mit Grün, und Rot kann mit Mauerfreunden. Um den Anschein der Unersetzbarkeit zu wahren, müssen die Parteien einige Heilige Kühe halten. Wer diese schlachtet, wird eben aussortiert.
Bötticher könnte zu den Grünen wechseln, dort hätte er für seine Lolitaaffäre einen Orden bekommen. Sicherlich kann er auch immer noch CDU-Spitzenkandidat bei der nächsten Hamburger Bürgschaftswahl werden. In Schleswig-Holstein ging es nicht weiter für ihn, da seine Partei dort seit Jahren erfolgreich auf eine Biedermann-Strategie setzt. Die SPD konnte den gemütlichen Brummbären Peter Harry Carstensen weder mit angeblichem Sozialprogressivismus noch mit Weltgewandtheit vertreiben, wie der Harvard-Absolvent Ralf Stegner leidvoll erfahren musste. Bötticher wurde nicht von der Intoleranz der Wähler abgestraft, auch nicht von den stets verständnisvollen Problemanalysten der Medien, sondern stolperte über die Milieustrategie seiner Provinzpartei. Er ist, so paradox es klingen mag, ein Opfer der Konsensgesellschaft.
Fazit: Es stimmt, dass Teile der deutschen Meinungswirtschaft allzu häufig an der falschen Stelle Toleranz zeigen und sich gleichzeitig trefflich auf absurde Schuldzuweisungen verstehen. Das ist jedoch ein anderes Thema und hat mit dem Todeskampf des deutschen Parteiensystems nichts zu tun.
Guten Tag Jennifer Nathalie,
AntwortenLöschengerne hoffe ich , dass Sie mit zunehmender Semesterzahl und/oder Lebensalter auch noch ein bisschen besser differenzieren können.
Liebe Grüße
Manfred (62 Jahre)
Also, auch wenn man nicht unbedingt zu den Freunden der HAMAS gehört, sprich deren Rhetorik und Argumentation auch nur ansatzweise zu folgen bereit ist, sollte man schon mit Begriffen wie "herbeiphantasierter zionistischer Unterdrückung" sehr, sehr vorsichtig in seinen Texten umgehen. Du solltest mal bei Ben Gurion nachlesen, Herzl u.a. studieren um den wahrlich tiefen Graben zwischen den verfeindeten Lagern auch nur ansatzweise in seiner Dimension erkennen zu können. Selbst wenn man der HAMAS Ideologie nicht folgt, was sicher keiner besonderen leistung entspricht, so sind Fragen von Druck und Gegendruck in diesem Konflickt, der ja eigentlich ein seit Jahrzehnten schwelender Krieg ist, in ihrer wechselseitigen Wirkung viel zu verheerend, um diese in solchen Schlagwörtern zu verpacken. Egal ob als Argument pro oder aber, so wie bei Dir, dagegen.
AntwortenLöschen@H_W ((("Ihre Einleitung mit der Aufzählung vieler, natürlich längst nicht aller, Toleranzforderungen der Öko-Sozial-Faschisten ist mir viiieel zu lang vorgekommen, und paßt auch nicht ganz zum Thema, das die Überschrift ankündigt.")))
AntwortenLöschenIch halte die Einleitung für sehr gelungen und den Satz "Hätten wir keine Autoindustrie, so wäre der friedliche Dialog Exportschlager Nummer 1." für einen der besten, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
Auch der Abschluss ("dass ihm soeben eine der wenigen Gelegenheiten zu gerechtfertigter Toleranz durch die Lappen gegangen ist.") ist stark.
Eitel, selbstverliebt, wegen geschliffener Sprache (und wahrscheinlich dem netten Bildchen) von vielen gehätschelt, unerfahren, theoretisch, wenig differenzierend, einfache Lösungen suchend, völlig abgehoben.
AntwortenLöschengeradeheraus
Ich bin zwar ein bisschen spät dran, aber der Beitrag gefällt mir sehr gut. Vor allem, weil ich bisher dachte, der einzige Mensch mit dieser Meinung zu sein.
AntwortenLöschenDas pseudomoralisch-bigotte Gejammer kommt doch in erster Linie von Leuten, die selbst gern so eine knackige Affäre hätten.
Halten wir uns an die Fakten: Was zwischen zurechnungsfähigen (und ja, das definiert das Gesetz sehr genau!) Menschen im Schlafzimmer passiert, geht niemanden etwas an. Ende.
Herzlichst,
Anon
kurz und knapp: nazi!
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