Johannes Ponader in „Das Urheberrecht der Anderen“

Der Pirat als solcher gilt gemeinhin als possierliches Wesen.  In der Regel ist er jung, daher also „erfrischend“, und das rudimentäre Programm gleicht er durch Entertainment via Twitter aus. Vor allem ist er jedoch eins: authentisch! Der Hang zur Doppelmoral ist ihm genauso fremd wie die Zukunft des Euros.

Zu den Piraten, die das besonders glaubhaft demonstrieren, zählt auch deren „politischer Geschäftsführer“ Johannes Ponader.  Der „Gesellschaftskünstler“, 1er-Abiturient und Dauergast in mehreren Studiengängen bewirbt nicht nur seit Jahren das Bedingungslose Grundeinkommen, nein, er lebt es auch! Mal mit Hilfe des Sozialamts, dessen System er aber für „entartet“ hält, und nun durch Spenden. Das ist außerdem insofern authentisch, als der polyamant lebende Politiker damit gleichzeitig den Künstler verkörpert, auf den seine Partei hinarbeitet: enteignet, aber sexy. Dieses Ideal gefällt auch Johannes Ponader, weshalb er dazu auf Twitter verlauten lässt:

 „Ohne Urheberrecht gibt's bald keine Musik mehr. UND WIE WARDAS DIE ZEHNTAUSEND JAHRE DAVOR???????“



Einfach klasse, wie der „Gesellschaftskünstler“ schon mal symbolisch das geistige „Eigentum“ entsorgt. Bestimmt hat er dabei auch an sein eigenes gedacht.  Darum müsste es seine Werke ja irgendwo im Netz geben  - natürlich frei verfügbar zum Herunterladen und Weitergeben, vielleicht mit einem Zahlungsmodell versehen, wobei es dem Nutzer freisteht, ob überhaupt, und wenn ja, wann und wie viel er für Inhalte bezahlen möchte. Das „Punkt-vor-Strich-Theater“, ein Stück zur Mathematikdidaktik von Johannes Ponader, klingt beispielsweise vielversprechend – ist aber leider nicht bei Google aufspürbar. 

Stattdessen stößt der geneigte Interessent auf etwas, worauf jeder ordentliche Pirat allergisch reagiert: und zwar auf einen Verlag (bei einigen Piraten auch „Content Mafia“ genannt). Genauer: Einen Bühnenverlag, wo Ponader nicht nur die Künstlerkartei, sondern auch das Sortiment bereichert. Dort findet man nämlich das Rockmusical „FREE@HEART.AGB“, dessen Autor Ponader ist. Den „Jetzt kostenlos downloaden“ – Button sucht man hingegen vergeblich. Das wiederum liegt an den obligatorischen Aufführungsbedingungen, die laut Verlagsauskunft tatsächlich auch für Ponaders Stück gelten und u.a. so klingen:

 „Alle Bühnenwerke haben mindestens einen geistigen Vater. Damit unsere Künstler zu ihrem wohlverdienten Lohn kommen, haben sie den Verlag, beauftragt, ihre Rechte wahrzunehmen. (...) Bitte beachten Sie bei Ihren Aufführungen das Urheberpersönlichkeitsrecht. Änderungen des Werkes, die den Geist und Charakter des Werkes beeinträchtigen, sind nicht statthaft.  (...) Aufführungen ohne Genehmigung des Verlages, unerlaubtes Abschreiben, Fotokopieren oder Vervielfältigen des Manuskriptes verstoßen gegen das Urheberrecht und sind gesetzlich verboten. Zuwiderhandlungen werden zivilrechtlich und ggf. strafrechtlich verfolgt.“ 

Prima, wenn der „Gesellschaftskünstler“ irgendwann mal zu seinem wohl verdienten Lohn kommen sollte. Dumm nur, wenn er gleichzeitig als politischer Geschäftsführer einer Partei agiert, die sich die sogenannte „Liberalisierung“ des Urheberrechts auf die Fahnen schreibt.  Würde Claudia Roth ein AKW betreiben, so wäre das ähnlich authentisch. Aber immerhin wissen wir nun eins: Die Piraten wollen gar nicht das Urheberrecht generell, sondern nur das der Anderen abschaffen. Ihr eigenes hingegen möchten sie behalten. Ist ja auch was Schönes.





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