Abseits: Claudia Roth bringt Freiheit über Nordkorea.

Lange mussten wir warten, doch nun ist es soweit: Claudia Roth setzt ihre Rundreise quer durch die Diktaturen dieser Welt endlich wieder fort. Kaum ein Mitglied der politischen Elite, dass sich so glänzend wie Claudia mit humorvollen Despoten versteht. Der Besitz einer Atombombe ist mittlerweile dringende Voraussetzung für einen Besuch, sonst kommt sie nicht. Erst kürzlich bereiste sie in landestypischer Verhüllung den Iran, um dort beschwingt bei Kaffee und Kuchen mit den Mullahs über Hamlet zu plaudern. Dabei ist der Schrägstrich-Dramaturgin vor lauter Smalltalk vermutlich entgangen, dass indes einige Meter weiter ein paar unschuldige Zivilisten rein zufällig niedergeschossen wurden und deutsche BAMS-Reporter im Gefängnis vergeblich auf Rettung hofften. Nun ist Claudia dieser Tage wieder eifrig unterwegs – vermutlich lässt sie sogar die ein oder andere Anti-Atom-Demo dafür sausen. Ihre Reiseroute entlang der Achse des Guten führt sie diesmal anlässlich der kommenden Frauen-Fußball-WM nach Nordkorea, zur Verstärkung hat sie sogar den DFB dabei. Dort will sie mit Hilfe der pazifistischen Kraft des Fußballs für Spaß, gute Laune und ein bisschen Frieden sorgen. Im Gepäck hat sie wie immer jede Menge gute Ratschläge, wie die folgenden Ausschnitte ihres poetischen Reisetagebuchs „Fußballreise in ein unbekanntes Land“ beweisen. Darin berichtet Missionarin Claudia:


„Ich freue mich, an dieser ungewöhnlichen Mission teilzunehmen. Nordkorea wird beherrscht von einer totalitären Diktatur. Von einer Achtung der Menschenrechte kann keine Rede sein, und auf die abenteuerlichen Atomprogramme Kim Jong Ils haben die Vereinten Nationen mit strengen Sanktionen reagiert."

Bravo! Dass der Steuerzahler erstmal ein bisschen blechen musste, um unserer Abseits-Expertin zu dieser bahnbrechenden Erkenntnis zu verhelfen, ist absolut nebensächlich. Claudia ist eben eine Politikerin von Fomat und macht sich lieber selbst ein Bild vor Ort, bevor sie blindlings willkürliche UN- und AI-Berichte akzeptiert. Und das, obwohl ihr neuer Kumpel Kim Jong Il – oh Wunder! – sogar eine Atombombe besitzt. Aber so, wie wir Claudia kennen, befindet sich in ihrer Reiseapotheke sicherlich eine Monatsration Jodtabletten.


„Die Bedingungen des Besuchs sind also alles andere als einladend. Es wird keine einfache Reise werden.“

Das ist natürlich außerordentlich bedauerlich. Zur Erholung sollte unsere Freiheitskämpferin schnellstmöglich ein bisschen Urlaub in ihrer 2. Heimat Türkei machen. Dort regieren schließlich nicht nur Börek und Dürüm, sondern auch Sonne, Mond und Sterne und sogar die weltweit bekannten Konflikte, die Claudia bekanntlich stets zuverlässig in absolute Ekstase versetzen!

„Der Fußball gibt den Menschen in Nordkorea die Möglichkeit, eine andere Welt zu sehen. Fabrikarbeiter in Chongjin oder Schulkinder in Pjöngjang verfolgen, wo immer sie können, im Fernsehen ihre Fußballhelden, ob sie nun Jong Te Se heißen, der das Tor der nordkoreanischen Mannschaft um Trainer Kim Jong-Hun gegen Brasilien bei der WM in Südafrika schoss oder ob sie Messi oder Özil heißen und zu ihrem Idol werden.“

Schade nur, dass Zensur im idyllischen Nordkorea mittlerweile Volkssport ist.  Aber als Vorsitzende der Dagegen-Partei wird Claudia auch in diesem Fall sicherlich ein GEGENmittel finden. 

„Zwar unterhält Deutschland seit zehn Jahren offiziell diplomatische Beziehungen mit Nordkorea,  aber in der Realität stehen sich beide Seiten isoliert gegenüber. Die Abkapselung geht so weit, dass die Bundesregierung im vergangenen Jahr den Lesesaal des Goethe-Instituts geschlossen hat, der erst 2004 in Pjöngjang eröffnet worden war. Das war eine falsche Entscheidung und ein Rückschlag für die angelaufenen Bemühungen.“

UNVERSCHÄMTHEIT! Unsere weltgewandte Menschenrechts-Koryphäe muss dringend was dagegen unternehmen! Die Entscheidung der Regierung, nicht mehr mit wahnwitzigen Diktatoren zu kooperieren, ist natürlich absolut inakzeptabel, herzlos und schädlich für Deutschlands Ansehen in der Welt. Also: Pro-Nordkorea-Demos, PjöngJang-Berlin-Städtepartnerschaft und Mahnwachen für Kim Jong Il vor dem Auswärtigen Amt – aber flott! 

„Ich bin davon überzeugt, dass wir neue Wege gehen müssen, um die Menschen in Nordkorea zu erreichen, wenn die klassischen Instrumente der Außenpolitik nicht eingesetzt werden können. Der Sport und die Kultur bieten ein Potenzial, das wir erforschen wollen.“


Stimmt. Wozu brauchen wir schon Diplomatie, Resolutionen und Sanktionen, wenn sich politische Konflikte auch lösen und Diktaturen beseitigen lassen, indem 22 Männer einem Ball hinterher rennen, die das Runde ins Eckige zu bringen versuchen?

"Kumpanei und Geschäfte sind der falsche Umgang mit Diktatoren."

Das ist jetzt aber unfair – ein grobes Foul, sozusagen. Claudias Spezl, der Mahmud aus Teheran, bekommt ja schließlich auch sein monatliches Taschengeld aus Deutschland. Warum also so knauserig gegenüber Kim Jong Il? Das schreit geradezu nach baldiger Aufklärung im Rahmen der aktuellen Stunde(n)!

„Wir werden in erster Linie die polierte Oberfläche eines Landes sehen, in dem die wirtschaftliche Not groß ist und individuelle Freiheiten strikt unterbunden werden, in dem jede Abweichung bestraft oder ausgemerzt wird, in dem zutiefst unmenschliche Umstände herrschen.

Wie schrecklich. Welch Glück, dass Claudia sogar trotz ihrer metallic-orange-farbigen Prinz-Eisenherz-Kappe, die ja bestenfalls auch als „individuelle Freiheit“ euphemisiert werden kann, einreisen durfte, ohne dabei um ihr Leben fürchten zu müssen.

„Auch darüber (die unmenschlichen Umstände) werden wir in Pjöngjang sprechen.“

Ach nö. Claudia sollte sich lieber über Ökostrom unterhalten. 1. ist das viel lustiger, und 2. hat sich diese Taktik auch schon in Teheran bewährt. Seit Fatima Roth dort für Windräder warb, ordnen die Mullahs zwar immer noch eifrig öffentliche Steinigungen an, haben aber immerhin noch keinen Atomkrieg begonnen. Ein schöner Erfolg!

Und zum Schluss:

„Die Distanz ist so unendlich groß zu den Menschen. Du kannst nicht auf sie zugehen, weil es für die Menschen möglicherweise auch eine Gefährdung wäre.“

Eine weise Einsicht! Claudia sollte ihr neues Konzept aber nicht nur in Nordkorea, sondern am besten gleich auch in Deutschland anwenden. 

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