Es gibt ja Leute, die nicht nur wegen Karibik-Flair und Salsa gern
auf Kuba urlauben, sondern auch aufgrund der „sozialistischen
Errungenschaften“, die man auf der Insel hautnah erleben kann. Denn wo
sonst findet man denn heute noch Supermärkte ohne kapitalistischen
Überfluss, idyllische Abgeschiedenheit durch rudimentären Internetzugang
und vollständige Harmonie dank nicht-existenter (da im Knast
verfaulender) Opposition? Gut, ein paar Orte gäbe es da schon noch. Zum
Beispiel Nordkorea, aber da soll das Wetter ja eher mies sein. Auf Kuba
hingegen lacht nicht nur das Sozialistenherz, sondern auch die Sonne!
Einer, der all das schon seit Wochen in vollen Zügen genießt, ist der
Verschwörungspraktiker und Occupy-Jünger Oliver Desoi (Sohn von
Linken-Politiker und Liedermacher Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi alias IM
Willy alias IM Dieter). Wenn er nicht gerade durch Havanna tourt, legt
er gern einen kurzen Zwischenstopp im Internetcafé ein, um auf Facebook
von seinen großartigen Erlebnissen zu berichten. Doch nun ziehen
plötzlich dunkle Wolken am sozialistisch-idyllischen Horizont auf.
Oliver hat da nämlich einen nicht ganz unerheblichen Systemfehler
entdeckt, und der sieht so aus:
“Die fuenfte Woche infolge frage ich in Dollarapotheken nach westlichen
Qualitaetskondomen. Die sind derzeit in ganz Havanna schlichtweg nicht
verfuegbar. Wohlwissend ob der sozialistischen Errungenschaften nimmt
man(n) natuerlich so etwas Substanzielles mit aus Deutschland, aber jede
Reserve geht irgendwann zuende. Stattdessen gibt es seit fuenf Wochen
chinesische Kondome. Political Correctness Freunde moegen sich das nicht
vorstellen koennen, aber die chinesische und europaeische Physiognomie
ist nicht dieselbe. Es gibt Unterschiede.
Ich stehe dreissig Minuten fuer Klopapier an einem Kiosk an, dem
einzigen Kiosk im Umkreis, der Klopapier verkauft. Vor mir stehen fuenf
Frauen, jede braucht etwa zehn Minuten, um String Tangas, die dort
verkauft werden, auszuprobieren, vor sich zu halten und ihrer Freundin
vorzufuehren. Diese String Tangas kann man nicht etwa an Wuehltischen
anbieten, wo alle Frauen auf einmal abefertigt werden koennten, nein.
Man legt sie jeder Frau einzeln auf den Tisch. Und das an dem
neuralgischen Punkt, an dem man(n) auch einfach nur sein Klopapier
bekommt bzw. bekommen koennte. Nach dreissig Minuten gebe ich auf.
Das einzige, was hier reibungslos, beziehungsweise mit einer akzeptablen
Reibung funktioniert, ist die Prostitution, moechte man an solchen
Tagen denken. Mein Herz versinkt in bitterem Zynismus. Warum kriegt ihr
Idioten das nicht hin, in einem Land, in dem gepoppt wird wie die
Karnickel, ordentliche Kondome verfuegbar zu machen? In welchem
Sozialismus muss man eine halbe Stunde auf Klopapier warten?“
Ach herrje, was für ein Jammer aber auch! Da reist man extra stundenlang
über den großen Teich, und dann scheitert der sozialistische Traum
mitsamt seiner großartigen Errungenschaften ausgerechnet an freier Liebe
und existentiellen Notwendigkeiten. Ob Che das gewollt hätte? Man weiß
es nicht. Wir wünschen dem tapferen Amigo bei seiner Suche jedenfalls
viel Erfolg!
Zuerst auf der "Achse des Guten" erschienen.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen