So romantisch ist der Nahostkonflikt!

Wer hierzulande etwas auf sich hält, sollte wenigstens einmal im Leben den Nahostkonflikt gelöst haben. Dass die Israelis sich bislang weder von den Friedenskonzepten rüstiger Rentner, noch von den Empfehlungen fürsorglicher Freizeit-Diplomanten überzeugen ließen, spielt dabei keine Rolle. Vielmehr gilt das olympische Motto: Dabei sein ist alles. Insofern gehört es auch für Vereinigungen aller Art – von der Freiwilligen Feuerwehr über den Lions Club bis hin zum Schrebergarten-Förderverein – zum guten Ton, die eigene Klientel hin und wieder mit einem Schuss Nahostkrisenmanagement zu versorgen.

Mit besonders gutem Beispiel geht dabei die „Begegnungsstätte Schloss Gollwitz“ im beschaulichen Brandenburg voraus. Dort nämlich werden in regelmäßigen Abständen „Seminare und Workshops gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit und für mehr gegenseitige Anerkennung“ abgehalten, die besonders „jüdische und nichtjüdische Jugendliche und ihre Multiplikatoren“ anlocken sollen. Nun steht allerdings ein Event der besonderen Art ins Haus, das auf Facebook folgendermaßen beworben wird:

19.—21.04.2013
Workshop zum Nahostkonflikt - noch freie Plätze!!!!
Wer hat Lust einen detaillierten Blick auf die Geschichte der arabisch-zionistischen Auseinandersetzungen zu werfen?
Abends beim Grillen und am prasselnden Lagerfeuer können wir unsere Gespräche fortsetzen.
Kosten: 50,- €
Die Teilnahme ist für 16—26 Jährige und auf 20 Personen begrenzt.


https://www.facebook.com/schlossgollwitz/posts/554208917932990


Donnerwetter, wenn da mal keine Stimmung aufkommt! Nicht nur die „arabisch-zionistische Auseinandersetzung“ klingt so ungeheuer schick, dass selbst der iranische Präsident daran seine Freude hätte. Auch der Gedanke an Lagerfeuerromantik mit Zionismuskritik lässt sicherlich so einige Herzchen höher hüpfen und deutsche Träume wahr werden. Übertreffen könnte die Begegnungsstätte sich eigentlich nur noch, wenn sie auch ein Seminar „Israelkritik unter Palmen“ oder einen Zionismus-Workshop auf dem Traumschiff offerieren würde.

Freilich wäre ebenso der Nahe Osten eine angemessene Destination. Sderot böte sich beispielsweise an, wobei dort eben vorwiegend Qassam-Raketen prasseln. Alternativ käme auch ein 5*-Hotel in Gaza in Frage, nur müssten die jüdischen Jugendlichen mitsamt ihrer „Multiplikatoren“ dann leider daheim bleiben. Aber vorerst bleibt es ja bei Idylle, Grillaroma und Lagerfeuer – das perfekte Ambiente, um den Nahen Osten endlich zu befrieden. Gollwitz: Ein Frühlingsmärchen. In diesem Sinne: Nicht verpassen!


Nachtrag: Mittlerweile ist der Begegnungsstätte offenbar die Lust auf ausgedehntere Online-Begegnungen vergangen. Die obige Ankündigung wurde gelöscht, ist aber selbstverständlich noch via Google Cache zu finden:  http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:https://www.facebook.com/schlossgollwitz/posts/554208917932990  (Stand: 30.03.2013)




Zuerst auf der "Achse des Guten" erschienen.

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