Seit Klimakonferenzen nicht nur von Politikern in Doha,
sondern auch von Kindern in Grundschulen durchgeführt werden, ist eines klar:
Wir alle sind gefordert! Das Klima steht kurz vor dem Kollaps, Mutter Natur hat
ihre besten Zeiten bereits hinter sich, und den Eisbären ist auch schon ganz
schlecht (beziehungsweise warm). Heißt es zumindest. Während aber die deutsche
Regierung lediglich fleißig abschaltet und sich Stromkunden über höhere
Rechnungen freuen, gibt es auch noch Menschen, für die Klimarettung nicht nur
Beruf, sondern Berufung ist.
Einer von ihnen stammt ursprünglich aus Schweden, wirkt als Berufsphilatelist ebenso wie als
politischer Aktivist und heißt Jakob
von Uexküll. Als Stifter des
„Alternativen Nobelpreises“, Initiator des „Weltzukunftsrats“ und Mitbegründer
des „alternativen Weltwirtschaftsgipfels“ dürfte er mittlerweile zu einer Art
Messias unter den Weltrettern avanciert sein. Ganztägig für Mutter Natur engagiert,
findet der zweifellos fleißige Mann dennoch genug Zeit, um ausgiebig über die
Zukunft zu philosophieren.
„Nationale Gesetze
verbieten Atomwaffen. (…) Die 1,6 Billionen US-Dollar, die heute jährlich für
das Militär ausgegeben werden, finanzieren dann die Umwelt-, Nahrungs- und
Wassersicherheit sowie den Schutz des gemeinsamen Erbes der Menschheit. (…)
Zentralbanken schöpfen ohne neue Schulden Geld, um „grüne“ Jobs zu schaffen. Jeder
Anwärter auf öffentliche Ämter, jeder Ökonom und jeder BWL-Student durchläuft
einen ökologischen Bildungstest.“
Was allerdings geschähe, würde der engagierte BWL-Student den
ökologischen Bildungstest nicht bestehen, verrät von Uexküll nicht. Schade
eigentlich. Denn schließlich wäre es doch erwähnenswert, dass in seiner grünen
Welt, die vor Nachhaltigkeit nur so strotzt, nicht nur Atomwaffen, sondern wohl
auch denkende Individuen unerwünscht sind. Zumindest muss man davon ausgehen,
wenn von Uexküll gerne Tests hätte, die aber für gewöhnlich eine selektive
Wirkung entfalten.
Und so scheint die Reise auch in einer heilen Welt zu enden,
in der nur regieren, verwalten und gestalten darf, wer sich ökologisch korrekt
verhält. Dass es dabei nicht nur auf fachgerechte Mülltrennung ankommt, steht
zu befürchten. Während der Aktivist sich nämlich schon in anderen, grüneren
Sphären einrichtet, scheint ihm offenbar entgangen zu sein, dass seine „Utopie“
einen nicht ganz unproblematischen Haken hat. Wovon er nachts und tagsüber so
träumt, ist augenscheinlich eine Welt, in der nicht nur die Freiheit der
Individuen, sondern auch die staatliche Selbstbestimmung dem „guten Zweck“,
also dem „Einklang mit der Natur“ untergeordnet wird.
Aber so ist das wohl mit Mutter Natur: Sie fordert Opfer.
Manchmal, so scheint es nicht
nur mit Blick auf von Uexküll, muss man eben vor lauter Sorge um unsere
Erde demokratische Grundprinzipien eben ein bisschen hintenan stellen. Der
Zweck heiligt die Mittel, und wer den ökologischen Bildungstest besteht, muss
sich ohnehin keine Sorgen machen. Wozu braucht man schon persönliche
Freiheiten, wenn Solarzellen und ein gutes Gewissen für alle da sind?
Eben. Und wer es nun gar nicht mehr abwarten kann, dem sei
verraten, dass Jakob von Uexküll schon jetzt die „Weichen für eine solche
Zukunft stellen“ will und „jede helfende Hand gebrauchen“ kann. Also, beim
„mehr Umwelt“ und gleichzeitig weniger Freiheit wagen, versteht sich.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen