Grußwort an den „Freundeskreis Israel in Regensburg und Oberbayern e.V.“ anlässlich der Jahresversammlung, verlesen am 08.01.2013 in Regensburg von Prof. Dr. Roland Hornung
Liebe Damen
und Herren, verehrte Hummus-Liebhaber und Israel-Urlauber,
um es gleich
vorweg zu sagen: Ich habe noch nie ein Grußwort verfasst und bin mir auch nun,
da ich diese Zeilen schreibe, nicht ganz im Klaren darüber, was „man“ an dieser
Stelle so sagt. Erwarten Sie also bitte keine feierliche Rede, die mit jeder
Menge Weisheit und Moralin daherkommt. Das wäre nicht mein Stil, und außerdem
denke ich, dass Sie davon schon genug gehört haben werden. Bevor ich aber meine
persönliche Grußwort-Premiere begehe, möchte ich noch kurz anmerken, dass ich
mich angesichts dessen sehr geehrt fühle.
Halten wir
uns aber nicht lange mit Floskeln auf, sondern kommen gleich zum Thema. Denn zu
Israel gibt es bekanntlich viel zu sagen. Auch und vor allem in Deutschland, wo
bald jeder Haushalt über einen eigenen Israel-Referenten verfügt. Wir leben diesbezüglich tatsächlich
in verrückten Zeiten: Die Schuldenkrise nimmt kein Ende, die US-amerikanische
Wirtschaft sieht turbulenten Zeiten entgegen, die arabischen Staaten durchleben
ihren Frühling, Herbst, oder Winter - suchen Sie es sich aus -, und wir selbst
wählen dieses Jahr unseren Bundeskanzler.
Sie alle
kennen sicher Sätze wie „Das Existenzrecht Israels ist nicht verhandelbar“. Sie
fallen oft dort, wo Außenpolitik gemacht wird. Dass aber Personen wie Guido
Westerwelle oder Angela Merkel das extra betonen müssen, zeigt, dass genau diese
Aussage eben nicht allerorts auf Zustimmung stößt. Kein Politiker würde sagen,
dass er fest für das Existenzrecht Somalias, Usbekistans oder Kanadas einsteht.
Das wäre überflüssig und verrückt oben drein. Nur bei Israel ist das anders. Da
würde manch einer gerne nochmal eingehend über die Frage, ob die Juden ein
Recht auf ihren eigenen Staat haben, diskutieren. Insofern ist es auch kein Wunder,
dass sich Günter Grass, Jakob Augstein, Sigmar Gabriel und viele andere im
vergangenen Jahr ein aufregendes Wettrennen um den Titel des „Tapfersten
Israelkritikers“ – oder sagen wir lieber: Schmock des Jahres - liefern konnten.
Wer das Rennen gewonnen hat, nun, das dürfen Sie gerne selbst entscheiden.
Worüber Sie
aber auch entscheiden sollten, ist die Frage, wie man auf solche Tendenzen
reagiert. Denn gerade die Causa Augstein zeigt, wie es um die Frage „Wie hälst
du’s mit Israel?“ bestellt ist. Da sitzt also ein bekannter Journalist am
Schreibtisch und überträgt die typischen Klischees über Juden, die angeblich den
Frieden gefährden, im Geheimen die Strippen ziehen und selbst am Antisemitismus
schuld sind, 1:1 auf Israel. Hätte er geschrieben „Die Juden sind eine
Bedrohung für den Weltfrieden“, so hätte ihn kein Mensch ernst genommen und ihm
zum Abschied einen Mitgliedsantrag für die NPD in den Briefkasten geworfen.
Nachdem es aber um Israel geht, läuft das alles unter der Überschrift
„Israelkritik“. Den Antisemitismus, den solche Aussagen beherbergen, will
hingegen kaum jemand erkennen. Sicherlich auch, weil viele Teile der
Bevölkerung ihn mit Jakob Augstein teilen.
Nun gehe ich
davon aus, dass viele von Ihnen bestimmt nicht nur einmal versucht haben
werden, mit überzeugten „Israelkritikern“ zu diskutieren und sie zur Einsicht
zu bringen. Sei es mit Fakten oder Fragen. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle
sagen: Lassen Sie es bleiben. Es bringt nichts. Gehen Sie lieber mit Ihrem Hund
spazieren oder Ihrer Ehefrau Pizza essen. Wer Israel mit dem Dritten Reich oder
Gaza mit dem Warschauer Ghetto vergleicht, wird seine Meinung trotz
Engelszungen und dagegen sprechenden Fakten nicht ändern. Das heißt aber nicht,
dass es der richtige Weg wäre, gar nichts dagegen zu tun. Wichtig ist nur, die
Zielgruppe zu definieren.
Wenn ich
beispielsweise über Israel und seine selbst ernannten Freunde schreibe, dann
gibt es in der Regel drei Gruppen von Lesern: Erstens diejenigen, die sich aufregen, zum
sogenannten Gegenbeweis die Neturei Karta oder Evelyn Hecht-Galinski zitieren
und sich dann noch über mein Alter beschweren (kurz: man wird persönlich). Das
sind die Unbelehrbaren, die können Sie getrost ignorieren. Zweitens sind da Leser,
die meine Ansichten teilen und sich bestenfalls unterhalten fühlen. Und drittens gibt es
auch noch Menschen, die keine wirkliche Meinung zu Israel haben. Diese Gruppe
ist vergleichsweise still und will sich ihr eigenes Bild machen. An dieser
Stelle gilt es, der Flut an Anti-Israel-Propaganda etwas entgegenzusetzen und
so zur Meinungsbildung beizutragen. Das sollten aber bitte nicht nur Zahlen und
kilometerlange Abhandlungen, sondern auch Humor sein. Ein Latma-Video zur
richtigen Zeit kann manchmal schon Wunder bewirken und ist zudem wesentlich
sympathischer als der missionarische Eifer der sogenannten Israelkritiker. Auch
Anlässe wie etwa der Israel-Tag sind gute Gelegenheiten, um die Politik hinter
sich zu lassen und die Vorzüge des Landes – darunter High-Tech, Strände und
Kultur – zu kommunizieren.
Und was
machen wir mit den Unbelehrbaren, werden Sie sich vielleicht fragen. Offen
gestanden: Ich weiß es nicht. Sie werden das hierzulande vorherrschende
negative Israel-Bild ohnehin nicht heute, morgen oder übermorgen in ein
farbenfrohes Gemälde verwandeln können. Genauso wenig, wie Sie das Problem des als
Israelkritik getarnten Antisemitismus umgehend beseitigen werden. Vielleicht
hilft es aber, Israelkritiker dieser Art als das zu enttarnen, was sie sind.
Holocaustleugnung und Hakenkreuze sind heute nicht mehr salonfähig. Bei „Israelkritikern“
wie Jakob Augstein ist das hingegen anders. Die haben sogar das Potential,
Persilscheine von Salomon Korn, dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden,
zu erhalten. Auch hier helfen nur Fakten und Kommunikation. Sobald die Schwelle
zwischen legitimer Kritik und Antisemitismus überschritten ist, sollte das mit
klaren Worten ausgesprochen werden.
Nun will ich
Sie aber nicht länger aufhalten und stattdessen zum Abschluss Benjamin
Netanyahu zitieren, der neulich der Tageszeitung „Die Welt“ gegenüber sagte:
„In unserer Geschichte, die europäische
eingeschlossen, gab es ein wiederkehrendes Muster. Zuerst wurde das jüdische
Volk schlecht gemacht, dann wurde es angegriffen. Und das Schlechtmachen, die
Hetze diente dazu, die nachfolgenden Angriffe zu legitimieren. Und in vielerlei
Hinsicht ist das auch das, was dem Staat Israel widerfährt.“
Dem ist
soweit nichts hinzuzufügen. Außer, dass ich Ihnen empfehlen würde, trotz der
grassierenden Israel-Obsession stets den Humor zu behalten.
Insofern
wünsche ich Ihnen für heute noch frohes Schaffen und verbleibe mit ganz lieben
Grüßen nach Regenburg.
Ihr Ehrenmitglied
Jennifer Nathalie Pyka.
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