Wikileaks enthüllt: Spätrömische Dekadenz und vor-weihnachtliche Ekstase auf Schloss Bellevue.

Es sind brisante Neuigkeiten, die jüngst mit höchster Priorität und unter strenger Geheimhaltung nach Washington gekabelt wurden – und erneut steht das Ränkespiel der politischen Elite Deutschlands im Focus. Argwöhnisch betrachten die US-Diplomaten diesmal Alkoholismus, Machtkämpfe und spätrömische Dekadenz unter’m naturgrünen Weihnachtsbaum.

Leise rieselt der Schnee vor den Fenstern von Bellevue, dahinter hingegen ist man von besinnlichen Tönen weit entfernt. Doch weder interne Zankereien, noch die akut umgehende Angst vor Maulwürfen jeglicher Art konnten Bundespräsident Wulff davon abbringen, pünktlich zum Fest eine neue Charme-Offensive zu starten. So beschloss er, nicht nur in der Türkei für Integration zu werben, sondern ausnahmsweise auch mal in der Heimat mit gutem Beispiel voran zu gehen. Aller Widerstände zum trotz lud er die von „internen Konflikten“ gezeichnete Gurkentruppe zur vorweihnachtlichen Gabenstunde zu sich nach Hause ins Schloss Bellevue – ein edles Ansinnen mit fatalen Folgen.
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Deutschland sucht den Superkanzler – Voten Sie jetzt für Ihren Liebling!!

Ach, wie lange mussten wir doch warten - unzählige Stunden unter freiem Himmel in Schwimmbädern und auf Grillparties totschlagen, monotone Radtouren mit der Familie ertragen und literweise Alkohol im örtlichen Biergarten vernichten. Doch endlich hat der Sommer ein Ende, die Tage werden kürzer, Deutschland stellt sich (natürlich dank der globalen Erwärmung) auf einen 8-monatigen Winter ein und freut sich auf die schönste Zeit des Jahres, denn: Die Castingsaison hat begonnen! Der Messias ist zurück, es ist wieder soweit - endlich kann der gemeine Bundesbürger und Trash-TV-Konsument sein Lieblingshobby in vollen Zügen ausleben. Pünktlich zu Beginn der kalten Jahreszeit versammelt sich die gesamte Nation vor dem Fernsehgerät und läutet damit die bundesweite Suche nach verkappten Chorknaben, Flopmodels, Dschungelkönigen, präpubertären Teeniebands sowie weiteren eher talentfreien Elementen unserer Gesellschaft ein, welche nicht nur zur nationalen Unterhaltung dienen, sondern mittlerweile auch vorwiegend zur Stimulierung unserer latenten, sadistischen Ader.

Doch zeitgleich weht auch ein Hauch von besorgniserregender Politikverdrossenheit durch’s Land der Bohlens und Heidis. Alarmiert beobachten Politologen die Stimmung: Vereinsamte Wahllokale, leere Wahlurnen, bedrohliche Unwissenheit in der Bevölkerung, summa summarum – ein Armutszeugnis für das politische Berlin. Doch eigentlich mag dies nur wenig verwundern, angesichts der Trantütigkeit einer Frau Merkel, der Wurschtigkeit eines Herrn Wulffs, der Scheinheiligkeit einer Frau Roth oder auch der neu erworbenen Lautlosigkeit eines Herrn Westerwelles. Ach, welch ein Jammer.

Jedoch – es naht die Rettung, liebes Volk, und sie liegt so nah! Rastlos zappen wir uns durch die Tristesse der TV-Landschaft, immer auf der Suche nach neuen Eintagsfliegen – warum, werte Herrschaften, suchen wir stattdessen nicht eine(n) neue(n) Kanzler(in)? Jawohl, neue Politiker braucht das Land! Nachdem die Einschaltquoten einer unterirrdischen Castingshow die durchschnittliche Wahlbeteiligung in der Bundesrepublik sicherlich bei weitem übersteigen, wäre ein solches Format doch durchaus erfolgversprechend. Unter dem Titel „Deutschland sucht den Superkanzler“ (DSDSK) könnten wir uns endlich den Regierungschef unserer Träume zusammen schustern - ganz demokratisch per Televoting, ganz bequem von zuhause aus und ganz ohne den lästigen Sonntags-Marsch zum nächsten Wahllokal!

Nun stellt sich allerdings die Frage, was so ein potentieller Bundeskanzler eigentlich mitbringen muss, und vor allem, wie man dabei die Streu vom Weizen trennt? Zu diesem Zwecke brauchen wir natürlich eine hoch qualifizierte Jury vom Fach, welche die ambitionierten Kandidaten auf Herz und Nieren prüft. Als Experte für die Kategorie „mediale Präsenz“ haben wir deshalb extra unseren Lieblings-Medien-Altkanzler Gerhard Schröder einfliegen lassen – eine schwere Geburt, mussten die Produzenten ihm doch eine Gage bieten, die sein jetziges Gehalt bei Gas-Prom bei weitem übersteigt. (Wir bitten die Zuschauer, uns aus diesem Anlass die Erhöhung der GEZ-Gebühren um 50% - denn natürlich wird dieses Format exklusiv für die öffentlich-rechtlichen Anstalten produziert – gütigerweise zu verzeihen!) Doch wer sonst, wenn nicht er, könnte unseren künftigen Kanzler so profund und adäquat auf seine Zukunft bei Will, Maischberger, Plasberg und Kollegen vorbereiten?! Eben. In Zeiten, in denen 90% der Bevölkerung der festen Überzeugung ist, dass Politik nicht im Bundestag, sondern in einer der unzähligen Polit-Talkshows gemacht wird, sind mediale Kompetenzen für einen Staatschef definitiv unabdingbar. Doch natürlich reicht es nicht, sich vollbepackt mit Stil, Charme und Souveränität auf einem der Sofas, die die Welt bedeuten, niederzulassen, und belanglos aus dem Nähkästchen zu plaudern. Aus diesem Grund braucht die Jury dringend ein prominentes Mitglied, welches die potentiellen Amtsanwärter einer intensiven Gehirnwäsche in Sachen „Unwahrheiten erzählen“ unterzieht – wäre ja blöd, nahezu unausdenkbar, wenn Angi Junior im Eifer des Gefechts plötzlich die geplanten Steuererhöhungen ausplaudern würde. Darum wurde eigens für unser neues Format Baron von Münchhausen aus seinem wohlverdienten Totenschlaf entrissen, denn bekanntlich beherrscht keiner die hohe Kunst des Lügens so gut wie er. Rechts von ihm werden wir voraussichtlich Frau Ulla Schmidt platzieren – eine wahre Koryphäe ihres Fachs, quasi die unantastbare Expertin, wenn es darum geht, stets über den Verhältnissen zu leben und dafür horrende Summen an Steuergeldern zu verheizen! Natürlich bleibt sie sich selbst stets treu und wird extra aus Spanien im steuersubventionierten Dienstwagen mit Chauffeur und Securities herangekutscht – das stärkt schließlich ihre Glaubwürdigkeit, wenn sie die Kandidaten in die komplexe Wissenschaft der Dekadenz einweisen wird. Unterstützt wird die Ulla übrigens von führenden Managern deutscher Kreditinstitute, die sich damit schon mal ihre Altersvorsorge in Form von bescheidenen Bonuszahlungen sichern. Nun ist unsere Jury schon fast komplett – wir brauchen nur noch jemanden, der unserem künftigen Kanzler beratend zur Seite steht, wenn der Karren irgendwann mal ganz schön tief im Dreck steckt (was, angesichts der geballten Kompetenz der Juroren, natürlich sehr, sehr unwahrscheinlich ist, aber man weiß ja nie ...). Wir haben uns an dieser Stelle für ein bekanntes Gesicht entschieden, die meisten Zuschauer werden ihn sicher schon aus so manchen niveauvollen TV-Formaten und Reality-Soaps kennen: Es handelt sich bei unserem letzten Jury-Mitglied um Peter Zwegat, der selbst spielsüchtige und alkoholkranke Hartz-IV-Empfänger bei RTL stets zuverlässig „Raus aus den Schulden“ zerrt. Sollten wir also künftig auch noch Portugiesen, Spanier und Italiener durchfüttern, Flutopfern in Nigeria und Haiti mit Millionen von Euros zur Hilfe eilen und es ganz nebenbei mit den Dienstwagen-Exzessen zu weit treiben, wird Peter das schon richten.


Doch nicht nur das harte Wort der fachkundigen Jury soll über Deutschlands Zukunft entscheiden, viel mehr liegt das Urteil doch in den vertrauenswürdigen Händen eines sensationslüsternen Millionenpublikums, welches voller Eifer am Televoting partizipieren darf. Denn es gilt: Die Kandidaten müssen sich für IHRE Stimme natürlich ordentlich ins Zeug legen. Woche für Woche wird sich die Jury knifflige Aufgaben für die angehenden Diktatoren im Schafspelz überlegen, einzig und allein mit dem Ziel, einen geeigneten Kanzler für unser abgeschafftes Land zu finden, der die o.g. Fähigkeiten in Perfektion beherrscht. Wer es erstmal in den Recall geschafft hat, muss zunächst sein rhetorisches Talent beweisen. Zu diesem Zweck werden die Kandidaten angewiesen, eine politische Rede zu verfassen, in der das Volk gekonnt von der geplanten Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 70% abgelenkt wird. Natürlich werden die Kandidaten dabei von Baron Münchhausen persönlich gecoacht, zumal sie für diese äußerst komplizierte Aufgabe auch 14 Tage Zeit haben – schließlich müssen wir ja wohl Rücksicht auf die Legastheniker unter den Kandidaten nehmen! Nicht minder unterhaltsam gestaltet sich auch die nächste Runde. Hier sollen die Teilnehmer nämlich nicht nur ihre mediale Kompetenz, sondern auch ihre politische Korrektheit demonstrieren! Eigens für die Show wird eine Polit-Talk-Runde mit prominenten Gästen nachgestellt, wobei die Kandidaten zum Thema „Integration“ heftig ins Kreuzverhör genommen werden. Die Kunst besteht dabei darin, möglichst kompetent um den heißen Brei zu reden (denn natürlich hat kein Mensch in der Regierung die ultimative Lösung für das Einwanderungs-Problem) und gleichzeitig die Regeln der political correctness einzuhalten. Wer also „Ausländer“ statt „Person mit Migrationshintergrund“ sagt, fliegt sofort raus. Die prominenten Gäste der Runde – darunter u.a. der Vorsitzende des Arbeitslosenverband Deutschland e.V., der Chef des Zentralrats der Muslime und weitere Gutmenschen – fungieren dabei nicht nur als Statisten, sondern werden den Juroren im Anschluss beratend zur Seite stehen. Thilo Sarrazin, der sich im Zuge der Castingshow ebenfalls um das hohe Amt beworben hatte, musste an dieser Stelle unsere Sendung übrigens bedauerlicherweise verlassen. Schade, er hätte sicherlich seine Freude an der sich daran anschließenden Bildungsreise quer durch Europa, Asien und Amerika gehabt, welche einzig den besten fünf des Castings vergönnt ist. Dabei sollen die Kandidaten lernen, wie man auf dem roten Teppich richtig Hände schüttelt, gute Miene zum Bösen Spiel macht, oder aber auch, wie man sich „gekonnt ein Bild von der Lage deutscher Soldaten am Hindukusch“ macht. Bei der Gelegenheit kann man auch gleich die Fotogenität der Mitstreiter testen – schließlich sollte der Kanzler in Spe ja auch im auflagenstärksten Volksmedium, welches eher auf visuelle Reize statt auf fundierte Informationen setzt, eine gute Figur machen.

Sie fragen sich nun, woher das ganze Geld für solch ein exorbitantes Projekt stammt? Tja, am besten werfen Sie zur Lösung des Rätsels mal einen Blick auf Ihren letzten Gehaltszettel – die erneut angewachsene Differenz zwischen Brutto und Netto wurde natürlich wohlwollend in unsere Super-Kanzler-Show investiert, ebenso wie die horrenden Telefongebühren, die Ihnen für Ihren Anruf bei DSDSK in Rechnung gestellt werden. Aber grämen Sie sich nicht - immerhin haben wir am Ende der Staffel endlich einen Kanzler, der Deutschland zwar (ebenso wie seine Vorgänger) auch nicht retten, dafür aber alles daran setzen wird, Ihnen in den nächsten vier Jahren kontinuierlich und voller Elan ein X für ein U vorzumachen! Also, worauf warten Sie noch? Rufen Sie JETZT für Ihren Liebling an!
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O’zapft is’ – So überleben Sie die Wies’n 2010!

Sehr geehrte Touristen, werte Zuagroaste, liebe Wies’n-Besucher von auswärts,

es stimmt uns froh, Sie (und vorwiegend auch Ihr Geld) bei uns in München begrüßen zu dürfen. Natürlich freuen wir uns einerseits auch sehr, Sie passend zur „fünften Jahreszeit“ in unserer wunderschönen Landeshauptstadt willkommen zu heißen – andererseits, und dies muss allein schon aus humanistischen Gründen erwähnt werden, bedauern wir es ebenso, dass Sie ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt hier bei uns aufschlagen. Unter uns gesagt: Unpassender geht’s kaum. Wir bekunden hiermit unser aufrichtiges Mitgefühl - denn sobald nächsten Samstag pünktlich um 12 Uhr mittags unser Prophet und Oberbürgermeister Ude mit den magischen Worten „O’zapft is’“ Millionen von Menschen in bierselige Ekstase versetzen wird, werden gleichsam auch Ihre bisherigen, romantisch verklärten Illusionen vom größten Volksfest der Welt schonungslos in einem Meer von Hopfensaft ertränkt werden. Sie dachten also bislang, das Oktoberfest sei ein geselliges Spektakel, bei dem sich fesche Buam und Madl in volkstümlicher Kostümierung auf wankenden Bierbänken in den Armen liegen und fröhlich ihre Bierkrüge in den Himmel der Bayern halten? Dass Bierzelte das gleiche wie Wirtshäuser sind, die man zu jeder Tages- und Nachtzeit betreten kann? Geradezu ein Exempel bayerischer Gemütlichkeit? Wenn Sie all dies Fragen mit ja beantworten, na dann … Prost Mahlzeit. Es tut uns aufrichtig leid, Ihre Illusionen an dieser Stelle zerstören zu müssen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit, und um Ihre Chancen, die heurige Wies’n auch nur annährend zu überleben, zu erhöhen, stellt Ihnen die Landeshauptstadt im folgenden einen kurzen Survival-Leitfaden zur Verfügung – damit Sie auch in ein zwei Wochen wenigstens noch „zehn Meter geh’n“ können …

Sollten Sie tatsächlich planen, an einem sonnigen (wobei: sonnig ist es um diese Jahreszeit bei uns eh nie, Petrus präferiert eher anhaltenden Niederschlag gepaart mit Graupelschauern) Nachmittag das muntere Treiben in einem der vielen Bierzelte live und hautnah erleben zu wollen, so besorgen Sie sich besser schon im voraus Karten für die Staatssammlung oder das deutsche Museum. Auf gut bayerisch: Verabschieden Sie sich von der Hoffnung auf ein nettes Plätzchen im Zelt inkl. original bajuwarischer Wirtshauskultur, das wird heut’ nix mehr. Und seien Sie nicht allzu böse, wenn die überaus höflichen Securities Sie vor dem Eingang mit einem charmanten „Naaa, keiner kummt mehr nei und jetzt schleicht’s eich!“ begrüßen werden. Halten Sie es stattdessen lieber wie die Münchner Jugend und stellen Sie Ihren Wecker auf Schlag 6 Uhr, damit Sie auch pünktlich um 8 vor dem Zelt stehen, um wiederum um 10 als Erster Ihren Platz (am besten nahe der Toiletten! Bier drängt …) im heimeligen Festzelt zu besetzen. Nun gilt es, diesen mühevoll erkämpften Quadratmeter auch vor pubertierenden Teenagern im Stimmbruch sowie aufdringlichen Australiern, Chinesen, US-Amerikanern, Schweden – also quasi der halben Welt – zu verteidigen. Grantelnde Urbayern mit Lederhosen, Gamsbart und Stammtisch-Charme suchen Sie hier übrigens vergebens. Jene haben entweder schon vor exakt einem Jahr ihre Box reserviert, oder erfreuen sich alternativ an freier Platzwahl in einem der etablierten Biergärten der Stadt. Auch wenn die übermotivierten Musikanten auf der Empore unerlässlich versuchen werden, Ihnen lautstark den Wert eines „Herzens wia a Bergwerk“ zu suggerieren – schenken Sie dieser Aufforderung keinerlei Beachtung. Hier geht’s nicht mehr um Empathie oder Nächstenliebe, sondern um’s nackte Überleben!

Aus diesem Grund sollten Sie auch ihre Kleidung dementsprechend anpassen: Das Ministerium für Gesundheit empfiehlt wettertaugliche Schutzkleidung aus Schmutz- und bierabweisendem Material. (Impfungen halten wir bislang noch nicht für nötig.) Besonders der Damenwelt wird vom Kauf hochwertig verarbeiteter Dirndl mit Pailetten-Schürzen, Swarovski-Applikationen und Goldfasern abgeraten, denn in der Regel vertragen sich solche Materialien nur schwer mit den Mageninhalten anderer Wiesn-Besucher. Insofern sollten auch die farblich passenden Highheels im Farbton „zitronengelb“ mit satin-überzogenem Pfennigabsatz, welche ja eigentlich für o.g. Dirndl gedacht waren, unbedingt im Koffer bleiben. Besorgen Sie sich zum Schutzanzug am besten noch Angler-Gummistiefel – diese eignen sich der Erfahrung nach besser, um infektionsfrei durch einen Sumpf aus in Bier aufgeweichten Brezenbestandteilen, abgenagten Hendl-Knochen, Papierservietten sowie Glasscherben zu waten. Wenden Sie sich deshalb am besten an den Feuerwehrbekleidungs-Spezialisten Ihres Vertrauens – bei dieser Gelegenheit können Sie sich gleich erkundigen, ob dieser auch verlässliche Hochsicherheits-Gasmasken im Sortiment hat. Zum Schutz der Atemwege sowie zur Vermeidung allzu großer Geruchsbelästigung zählen diese nämlich heuer zu den unverzichtbaren Wiesn-Accessoires! Denn: Die Zeiten, in denen Zeltbesucher noch im wärmenden Schutz undurchdringlicher Rauchwolken ausgelassen schunkeln durften, sind nun (zum Schutz der Gesundheit!!) passé. Bedanken Sie sich an dieser Stelle bitte bei unserem Berufs-Öko und Amts-Gutmenschen Herrn Sebastian Frankenberger. Holen Sie am besten vor Betreten eines der vielen Festzelte noch mal tief Luft – in den kommenden zwölf Stunden werden Sie nämlich vorwiegend eine delikate Mischung aus den Ausdünstungen tausender Mitmenschen, Hopfensaft, Magensäure und Bratfett inhalieren dürfen. Ein Geruchserlebnis der besonderen Art, weltweit einmalig und nur in München!

Doch keine Sorge, denn der Herrgott hat für derartige Zustände ja schließlich das Bier erfunden! Sollte es Ihnen gelingen, inmitten von tausenden, gröhlenden und wankenden Feierwütigen eine halbwegs kommunikationsbereite Bedingung zu erwischen, die Ihnen in einer Rekordzeit von mindestens 30 Minuten „a Maß“ bringt, so schicken Sie bitte augenblicklich ein Dankgebet in Richtung Himmel der Bayern. Nun können Sie loslegen – schütten Sie, soviel Sie nur können. Das ist nicht nur gut für unsere leere Staatskasse, sondern auch für Ihr seelisches Wohl. Bedenken Sie nur all die Mühen und Anstrengungen, die bereits im Vorfeld nötig waren, um sich diesen Platz mit all seinen Vorzügen (naturbelassene Bierpfützen auf sowie appetitlich anmutende Schlammwüsten unter den Bänken) zu erkämpfen. Es wäre doch schade, dieses Privileg den gierigen Mit-Touris zu überlassen, welche sich bereits wie die Hyänen in den Gängen scharen und nur auf Ihre Resignation warten. Jetzt machen Sie sich’s erstmal gemütlich (soweit dies in Ihrem Schutzanzug möglich ist) und legen sich einen vorzeigbaren Alkoholpegel zu – denn nur so können Sie Ihre 10-stündige Séance inklusive dilettantischer Bierbank-Tänzer, unzähliger Bierleichen sowie unermüdlicher, volkstümlicher Beschallung auch wirklich in vollen Zügen genießen.

Sollten es Ihnen gelingen, sich gegen 23 Uhr abends, wenn auch der letzte Anton aus Tirol seine gigaschlanken Wadln aus dem Zelt schwingt, noch halbwegs auf den Beinen zu halten, so können Sie wahrhaft stolz auf sich sein. Bedauerlicherweise ist die Stadt München nicht in der Lage, diese Leistung angemessen (bspw. in Form einer Garantie auf einen sicheren und schnellen Heimweg) zu honorieren. Im Gegenteil: Selbst der Kampf um eines der wenigen Taxis nimmt nahezu darwinistische Züge an. An dieser Stelle regiert allein das Recht des Stärkeren, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ansonsten betragen die durchschnittlichen Wartezeiten – bei einer angenehmen Dusche aus Regen, Graupel und zuweilen auch Schnee (Nochmals: Schutzanzüge und Gummistiefel schaffen Abhilfe!) – ca. 1 – 1,5 Stunden. Diejenigen, die sich lieber nicht im Nahkampf mit den Fäusten eines gestandenen, urbayerischen Mannsbilds messen wollen und zudem das Risiko einer Lungenentzündung senken möchten, können glücklicherweise noch auf die gut bevölkerte U-Bahn ausweichen. Hier ist es wenigstens schön kuschelig und warm – Freunde des intensiven Körperkontakts werden sich augenblicklich in die nahe Vergangenheit im Festzelt zurück versetzt fühlen. Genießen Sie das unvergleichliche Ambiente der Münchner Verkehrsgesellschaft inmitten tausender, ebenso alkoholisierter und exotisch duftender Mitstreiter!

Zudem möchten wir an dieser Stelle auch noch eindringlich darauf hinweisen, dass Frauen und Mädchen zu Ihrem eigenen Schutz dringend vor dem Wies’n-Besuch einen Intensiv-Kurs in KungFu-Nahkkampf-Kunst absolvieren sollten. Dies könnte von Vorteil sein, sobald ein junger Herr mit gewaltsamen Mitteln versuchen sollte, der betreffenden Dame „einen Stern, der deinen Namen trägt“ möglichst noch „heut Nacht“ zu schenken. Von allzu aufreizenden Schutzanzügen wird dringend abgeraten.

Wenn Sie all diese Anweisungen genauestens befolgen, stehen die Chancen gut, das diesjährige Oktoberfest mit nur geringen gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu überleben. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen „eine friedliche Wies’n“ und bedanken uns schon mal für Ihr Geld – wir gehen davon aus, dass dies wohl ein (im wahrsten Sinne des Wortes) einmaliges Erlebnis gewesen sein wird!

Herzlichst

Ihre Landeshauptstadt München.
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