Zu Gast bei Raubtierkapitalisten und Freiheitsfetischisten

Berichte aus der freien Welt, notiert in San Francisco - California - USA.

 
Die Amerikaner sind nicht nur oberflächlich und übergewichtig, sondern zudem auch mindestens genauso ungebildet und ignorant. In ihrer Freizeit suchen sie gerne klimatisierte Shopping-Malls auf, um dort dem Raubtierkapitalismus zu frönen, und wenn sie ihre Nachbarn besuchen, begibt man sich dorthin freilich nicht per pedes, sondern besonders klimaunfreundlich mit dem Auto. Sollte der Durschnitts-Ami dann noch Zeit haben, überfällt er gerne andere Länder - selbstverständlich unter dem Vorwand, die dortige Bevölkerung mit Demokratie, Free Speech und chewing gum zu beglücken. In Wirklichkeit werden die von der US-Hybris befallenen Staaten vielmehr zu Gunsten des bereits genannten Kapitalismus ausgebeutet. Und wenn dem jeweiligen Präsidenten im Weißen Haus gerade langweilig sein sollte, lässt er einfach Flugzeuge in ein paar Hochhäuser krachen, und schwupps, schon ist Polen Afghanistan offen und alle sind glücklich.
So oder so ähnlich schwallt es aus vielen Deutschen reflexartig heraus, sobald irgendwo jemand das Reizwort "U - S - A" ausspricht. Nachdem ich allerdings generell viele Dinge gut finde, die die überwältigende Mehrheit der Deutschen verabscheut - z.B. AKWs, unterirdische Bahnhöfe sowie die Eliminierung Osama bin Ladens -, ist mir das riesige Land hinter dem großen Teich auch nicht ganz unsympathisch. 
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Die Islamophobie ist für alle da!

Als Mohammed vor rund 1300 Jahren die göttliche Offenbarung empfing, geschah wahrlich Großes. Was genau er (sofern er überhaupt existierte) im Sinn hatte - darüber streiten sich die Geister. Fakt ist jedoch, dass wir nun, im 21. Jahrhundert, mit einer Religion konfrontiert sind, die dank Osama bin Laden und Co. nicht das allerbeste Image genießt. Anders ergeht es hingegen der Islamophobie, sozusagen dem nicht-religiösen Pendant zum Islam, die zumindest in Deutschland durchaus populär ist. So löst allein der Begriff „Islamophobie“ bei vielen Zeitgenossen aus dem schreibenden, regierenden und irrelevanten Gewerbe zuverlässig und in wenigen Sekunden krampfartige Reflexe aus. Der eine rüstet sich gegen die vollständige Islamisierung Europas, der andere warnt gebetsmühlenartig vor einer erneuten Nazifizierung Deutschlands. Tatsächlich ist das Schöne an der Islamophobie, dass sie wirklich für jeden etwas zu bieten hat und damit quasi für alle da ist.
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O'zapft is! So überleben Sie die Wiesn 2011

Sehr geehrte Touristen, werte Zuagroaste, liebe Wiesn-Besucher von auswärts,

es stimmt uns froh, Sie (und vorwiegend auch Ihr Geld) bei uns in München begrüßen zu dürfen. Natürlich freuen wir uns einerseits sehr, Sie passend zur „fünften Jahreszeit“ in unserer wunderschönen Landeshauptstadt willkommen zu heißen. Andererseits, und dies muss allein schon aus Gründen der Nächstenliebe erwähnt werden, bedauern wir es ebenso, dass Sie ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt hier bei uns aufschlagen. Unter uns gesagt: Unpassender geht’s kaum. Wir bekunden hiermit unser aufrichtiges Mitgefühl. Denn sobald nächsten Samstag pünktlich um 12 Uhr mittags unser Prophet und Oberbürgermeister Ude mit den magischen Worten „O’zapft is’“ Millionen von Menschen in bierselige Ekstase versetzen wird, werden gleichsam auch Ihre bisherigen, romantisch verklärten Illusionen vom größten Volksfest der Welt schonungslos in einem Meer von Hopfensaft ertränkt werden. Sie dachten also, das Oktoberfest sei ein geselliges Spektakel, bei dem sich fesche Buam und Madl in volkstümlicher Kostümierung auf wankenden Bierbänken in den Armen liegen und fröhlich ihre Bierkrüge in den Himmel der Bayern halten? Dass Bierzelte das Gleiche wie Wirtshäuser sind, die man zu jeder Tages- und Nachtzeit betreten kann? Geradezu ein Exempel bayerischer Gemütlichkeit? Wenn Sie all dies Fragen mit ja beantworten, na dann: Prost Mahlzeit. Es tut uns aufrichtig leid, Ihre Illusionen an dieser Stelle zerstören zu müssen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit und um Ihre Chancen, die heurige Wies’n auch nur annährend zu überleben, zu erhöhen, stellt Ihnen die Landeshauptstadt im folgenden einen kurzen Survival-Leitfaden zur Verfügung – damit Sie auch in ein zwei Wochen wenigstens noch „zehn Meter geh’n“ können …

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Wie man selbstgefällig die Lehren aus 9/11 zieht

Das Lustige an den Deutschen ist, dass sie pausenlos damit beschäftigt sind, irgendetwas  bewältigen zu müssen – zum Beispiel die unbändigen Gefahren, die vom Klimawandel, unterirdischen Bahnhöfen sowie intakten AKWs ausgehen sollen. Am liebsten bewältigen sie allerdings die eigene Vergangenheit, was nach sechzig Jahren mittlerweile auch ganz gut klappt. Wer ein Problem mit Juden hat, wählt nicht mehr die NPD, sondern übt sogenannte Israelkritik, und wenn ein Diktator sein Volk brutal niedermetzelt, predigt man lieber „Nie wieder Krieg“, anstatt zu intervenieren. Aktuell hängt die deutsche Vergangenheit allerdings in der Warteschleife, denn schließlich muss man pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum dringend und mit betroffener Miene die „Lehren aus 9/11 ziehen“. Anlässlich der Feierlichkeiten kommen dann nicht nur Hobby-Statiker mit den gleichen „unbequemen Fragen“ wie vor zehn Jahren, sondern auch altbekannte Terrorversteherexperten, Islamwissenschaftler und Fulltime-Pazifisten aus ihren Löchern gekrochen. Letztere brüsten sich eifrig mit unterhaltsamen Gebrauchsanweisungen für den Umgang mit Terroristen aller Art, wobei die folgenden Thesen natürlich niemals fehlen dürfen:
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Frieden im Nahen Osten? Bloß nicht!

Warum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern für die Deutschen katastrophal wäre.


Die Deutschen sind schon ein kurioses Völkchen. Sie wollen billigen Strom, demonstrieren aber zugleich gegen AKWs; sie gehen gern zu Mc Donalds, finden die Amis allerdings doof, und statt „Weltspiegel“ gucken sie lieber „Bauer sucht Frau“, da der agile Milchbauer Josef prinzipiell mehr Entertainment verspricht als die politische Weltbühne - wobei die Deutschen auch hier gerne mal eine Ausnahme machen. Denn grundsätzlich gilt: Von ca. 33 bewaffneten Konflikten, die sich momentan weltweit abspielen, gibt es nur einen, für den sich Umschalten lohnt - den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Wenn die Somalier gegenseitig aufeinander losgehen, ist das ungefähr genauso irrelevant wie der Drogenkrieg in Mexiko. Sobald jedoch in Israel etwas nicht ganz koscher scheint, klingeln beim deutschen Sesselstrategen alle Alarmglocken. Er wird plötzlich hellwach, macht den Fernseher lauter und lauscht aufmerksam den Erzählungen von Marietta Slomka und Tom Buhrow, die zumeist mit den Worten „Israel tötet / bombt / schießt auf Palästinenser“ beginnen. Interessant wird es erst, wenn Juden im Spiel sind - packend und fesselnd, sobald die Juden am Leid der Palästinenser schuld sein sollen. Diese Art von voyeuristischer Anteilnahme könnte man noch belächeln, sofern die Deutschen es dabei beließen – was sie aber leider nie tun. Stattdessen gerieren sie sich lieber als profilierte Nahostanalysten, Völkerrechtsexperten und Islamwissenschaftler und fühlen sich dabei unglaublich mutig. „Man wird ja wohl noch Israel kritisieren dürfen“ gehört zwar zum Standardrepertoire der Deutschen, doch wenn sie ihren Unmut über die Siedlungspolitik kund tun, geschieht dies stets im konspirativen Flüsterton, so als ob gleich der Mossad um die Ecke käme. Was lustig ist, da mittlerweile schon jede Hausfrau den Status des tapferen Tabubrechers für sich beansprucht, weshalb die sogenannte Israelkritik längst kein Tabu, sondern viel mehr common sense ist.
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