Bekenntnisse einer Magistra Artium


Meine Stammleser werden sie schon kennen, neu Hinzugekommene sollten sie dagegen dringend kennen lernen. Die Rede ist von Christiane Schuricht aus Hannover, eine der lustigsten Figuren aus meinem sich an mir abarbeitenden Kuriositätenkabinett, in dem sich neben Rentnern, Fast-Rentnern, Hausfrauen und exilierten Bombenbastlern auch Pleitegeier und komplex-beladene twenty-somethings tummeln. Und sollte sie alle etwas verbinden, dann wäre es wohl am ehesten die Fähigkeit, im Leben nichts zustande zu bringen. Kurz: Menschen, für die ich prinzipiell ein Herz, aber eben nur sehr selten überschüssige Zeit und Lust parat habe.

Doch für Christiane Schuricht aus Hannover mache ich gerne mal eine Ausnahme. Zum einen, weil sie sich schon geraume Zeit und auch jüngst besonders darum bemüht hat. Zum anderen, weil ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, der Öffentlichkeit derlei Skurrilitäten vorzuenthalten.

Zunächst sollte man wissen, dass Frau Schuricht dem Vernehmen nach als „Independent Primary/Secondary Education Professional“ (man könnte das auch ganz simpel als Lehrerin bezeichnen) tätig ist. Daneben wirkt sie aber auch als „freie Autorin“, wobei ihr größter Verdienst wohl darin besteht, ihre sicherlich zahlreichen Werke erfolgreich ihrer Umwelt vorzuenthalten. Zusätzlich tritt sie mal als Politologin, mal als Germanistin, stets zuverlässig jedoch als „Magister Artium“ auf. Ein heiß begehrter Titel also, den bekanntlich nur wenige Deutsche tragen. Zumal sich die Hannoveraner Überfliegerin diesen laut diverser Quellen auch noch in einer beachtlichen Rekordzeit von lediglich circa 18 Semestern zulegte.

Ihre wahre Bestimmung besteht jedoch darin, sich um das Wohlergehen der in Remagen ansässigen Kostümjüdin Irene Wachendorff zu kümmern. Sie wissen schon, die Lyrikerin, die vornehmlich durch ihre frei erfundene jüdische Biographie Bekanntheit erlangte. Zu sagen, Frau Schuricht (M.A.) sei Mitglied des Irene-Wachendorff-Fanclubs, wäre allerdings eine gänzlich bösartige Behauptung. Nein, Christiane Schuricht (M.A.) ist der Irene-Wachendorff-Fanclub. Verteidigte sie in diesem Amt einst ihr Objekt der Bewunderung vor skrupellosen Zionisten, so sorgt sie heute dafür, dass Frau Wachendorff wieder Jüdin wird. Wenn auch nur in ihrer Vorstellung. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

„Christiane Schuricht hat und wird jede und jeden  entfreundet/n, der sich in irgendeiner Weise an diesem menschenverachtenden Shitstorm gegen Irena beteiligt hat oderbeteiligen wird, den die bösartige Phantasie einer 22-jährigen Möchtegern-"Journalistin", die über wenig mehr verfügt als einen "Bachelor" (früher hieß das Zwischenprüfung oder Vordiplom und berechtigt zu nichts, außer zu einem Zugang zum eigentlichen Studium!) hier auf Facebook und im weiteren Internet entfacht hat. Die Struktur dieser Jagd trägt deutliche Kennzeichen von (wie weiland organisiertem) "gesundem Volkszorn". Pykas Artikel basiert auf vermeintlichen "Informationen", die mit Gestapo- und Stasimethoden zusammengetragen und beliebig manipuliert wurden!“

„Nachdem sie [JNP] eine peinliche Niederlage einstecken mußte wegen unseres Vereins, hat sie sich neue Sachen zurechtgesponnen... Die arme Maid bedarf dringendst psychiatrischer Behandlung (Psychologen sind damit überfordert...). Sie IST eine notorische Lügnerin. Und der arme Broder ist so sch***zgesteuert, daß ihm der Blick auf die Fakten - mal wieder - abhanden gekommen ist.“

Da Irene Wachendorff dadurch aber auch nicht jüdischer wird, hat Christiane Schuricht (M.A.) sich parallel darauf spezialisiert, ihrem Idol zu liebe in einigen nationalen und internationalen Redaktionen für Heiterkeit zu sorgen. Wo auch immer von der Kostümjüdin die Rede ist – die Politologin oder Germanistin steht meist sofort auf der Matte. Einst bei der „Achse des Guten“, dann bei der „Jerusalem Post“, und vor ein paar Tagen nun bei einer überregionalen deutschen Zeitung, die der Hochstaplerin vom Rhein eine halbe Zeile widmete. Eine Zeitung übrigens, für die auch ich gelegentlich schreibe.

Die Super-Magistra jedenfalls erkannte in dieser halben Zeile nichts Geringeres als eine „persönliche Bedrohungssituation“ – und kam sofort in Fahrt. In einer Email an die Chefredaktion beschwerte sie sich in gewohnter Manier. Schließlich seien ja alle „Unterstellungen“ bzgl. Frau Wachendorffs Nicht-Jüdischkeit auf die „Recherchen“ unter anderem der „ehemaligen BILD-Praktikantin Jennifer Nathalie Pyka" zurückzuführen und würden

„jeder realistischen Grundlage entbehren. Aus eben diesem Grund ist beim Amtsgericht Frankfurt/Main ein Strafprozess wegen übler Nachrede, Verleumdung und Beleidigung anhängig.“

Dass Christiane Schuricht (M.A.) neben mir noch weitere Rechercheure gesehen haben will, lässt sich verkraften. Und dass sie mit ihrem Idol vor allem das Talent teilt, gelegentlich Phantasie und Wirklichkeit zu verwechseln, ist natürlich auch nichts Neues. Schon vor anderthalb Jahren, als Wachendorff offiziell noch Jüdin war, erinnerte sie mich liebevoll an „meine Akte bei der Staatsanwaltschaft“, die bald „Deckenhöhe“ erreiche. Seitdem ist einige Zeit vergangen, und ich warte nicht nur vergeblich auf Post von irgendeiner Staatsanwaltschaft, sondern auch auf meinen Schauprozess:

„Keine Angst, lieber "Tom Tucker"! Die liebe Jennifer Nathalie und ihre Mutter werden sich vor einem ordentlichen Gericht für ihre Taten verantworten müssen.“ (Christiane Schuricht, M.A., 15.12.2011)

Doch was nicht passt, wird eben passend gemacht. Und wenn es schon keine Inquisition vor einem „ordentlichen Gericht“ gibt, dann doch wenigstens in ihrer Welt. Oder eben auch in einer Email an eine deutsche Chefredaktion, in der ich selbst nicht gänzlich unbekannt bin. Schön wäre es gewesen, wenn Frau Schuricht (M.A.) bei der Gelegenheit noch das Aktenzeichen meines „Strafprozesses wegen übler Nachrede, Verleumdung und Beleidigung“ verraten hätte. Dieses hätte nämlich auch mich brennend interessiert. Aber gut, sie ist eben schwierig, die Sache mit den Gerichten, meinen vielen vielen Phantasie-Anzeigen und -Prozessen und dem deutschen Strafrecht, das Magistra-non-konforme Ansichten leider nicht sanktioniert. Vielleicht klappt’s ja beim nächsten Mal. Auch ambitionierte Nachwuchs-Juristinnen verdienen eine zweite Chance.

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