Weihnachten soll ja nicht nur das Fest der Familie, der
Nächstenliebe und der Besinnlichkeit, sondern auch des Friedens sein. Zumindest
wenn man hört, dass sich große und kleine Kinder nicht nur eine neue
Bohrmaschine, Chanel No. 5 oder Lego, sondern zudem plötzlich nichts Geringeres
als Frieden auf Erden wünschen. Das ist freilich nobel, zweifellos, und gerade
zu Weihnachten bieten sich dem saisonalen Pazifisten ungeheuer viele
Möglichkeiten, die zur Rettung des Weltfriedens vom heimischen Sofa aus
durchaus dienlich erscheinen. Dabei zählt zumeist nicht wirklich was, sondern
dass gemacht wird. Und zur Not befriedet man eben nicht die Welt, sondern nur
das eigene Gewissen.
Jedoch ist das natürlich kein Wunder, denn schließlich ist das mit dem Frieden auf Erden auch keineswegs so einfach. Im Gegensatz zum Fulltime-Friedensaktivisten, dessen Sitzblockaden und Lichterketten noch keinen (vermeintlichen) Kriegstreiber sonderlich beeindrucken konnten, handelt das saisonal auftretende Friedenstäubchen deutlich klüger: Es spendet. Für Schulen in Brasilien, HIV-Impfungen in Botswana, Lebensraum im Amazonasgebiet und Brot für die Welt. Das verdient zweifellos Anerkennung und mag dem Frieden tatsächlich dienen. Wer hingegen nicht spendet, der kann immer noch beten. Zum Beispiel mit Margot Käßmann. Unter Umständen für die Taliban. Das hätte zwar dann mit Frieden ungefähr genauso viel gemein wie eine Partie Gummitwist mit einem Atomkrieg, würde in Deutschland aber vermutlich dennoch toleriert werden. Zumindest, seitdem die Bestseller-Autorin mit Expertise für rote Ampeln verkündete, dass in Afghanistan ohnehin „nichts gut“ sei und damit nahezu die gesamte Nation in einen rational nicht erklärbaren Friedenstaumel und Zustimmungsrausch versetzte.
Dass vielen Deutschen somit die Sicht auf die Dinge, die in
Afghanistan tatsächlich gut sind, völlig vernebelt wurde, ist insofern nur
konsequent. Dabei gäbe es da zum Beispiel Mädchenschulen, weniger Terrorcamps,
mehr Stabilität und nicht zuletzt Truppen, denen all das zu verdanken ist. Dazu
gehören übrigens auch Soldaten der Bundeswehr, was allerdings kaum jemanden
interessiert, weil am Hindukusch ja eh nichts gut sein soll und die Politik
selbst nach zehn Jahren immer noch nicht so genau weiß, ob dort nun Krieg
stattfindet oder nicht. Da kennt das pazifistische Gemüt keine Ausnahme, auch
nicht an Weihnachten. Und während die Amerikaner sich nun in puncto „Support
our troops“ täglich selbst überbieten und die Israelis eifrig Chanukkah-Parties für
IDF-Einheiten sponsern, bekommen deutsche Soldaten am Hindukusch lediglich
Besuch von Thomas de Maizière und Päckchen von öffentlichkeitsarmen
Veteranenverbänden. Das ist zwar nett, zeigt jedoch, dass Deutschland im
internationalen Vergleich auch in puncto Anstand und Moral mal wieder gnadenlos
versagt.
Nun wird ein Land, dass sich „Nie wieder Krieg“ auf die
Fahnen geschrieben hat, freilich auch in puncto Solidarität keine
Meisterleistung zustande bringen. Denn wer einerseits die Bundeswehr bewerben,
andererseits jedoch deren Existenz lieber verschleiern und zudem zarte
pazifistische Seelchen nicht mit der militärischen Realität konfrontieren will,
von dem kann man natürlich auch keine Aufmerksamkeit für weltweit verstreute
Truppen erwarten. Insofern werden auch die Soldaten selbst eher geflissentlich
ignoriert, wenn gleich sie natürlich nichts für das verkorkste Denken der
zuständigen Eliten können, denen sie die flächendeckende Missachtung
größtenteils verdanken.
Und so breitet sich das Bild vom Soldaten als schießwütiger
Analphabet selbstverständlich nicht nur im linken Spektrum, sondern auch in
großen Teilen des Mainstreams munter aus. Deshalb kämpfen die saisonal
auftretenden Friedestäubchen auch nicht gegen posttraumatische
Belastungsstörungen, sondern vielmehr für Brunnen in Afrika. Letzteres ist
natürlich edel, zweifellos. Nur sollte man zuweilen nicht vergessen, wer sich
eigentlich dafür einsetzt, dass der Durchschnittsdeutsche auch weiterhin in
Frieden und vom Sofa aus für Brunnen, Schulen und Kindergärten in
Dritte-Welt-Ländern eintreten darf. Das sind, man höre und staune, nämlich
tatsächlich Soldaten, die entgegen aller Annahmen nicht wahllos um sich
ballern, sondern sich aktiv für Freiheit, Frieden (jawohl!), Sicherheit und
westliche Werte einsetzen. Werte, die keineswegs selbstverständlich sind,
sondern errungen und verteidigt werden müssen. Auch, wenn man dafür sein Leben
aufs Spiel setzt oder, wie es aktuell bei 8000 Bundeswehrsoldaten der Fall ist,
Weihnachten im staubigen Feldlager und nicht unter der Nordmanntanne verbringt.
Und genau jenen sei gesagt:
Thanks for your service, take care and have a merry joyful Christmas.
Zuerst im Rahmen der Kolumne "Neues aus Meschuggestan" auf The European erschienen.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
AntwortenLöschenUnd wer Spenden will, es gibt auch einen Veteranenverband der Soldaten hilft die von ihrem Dienstherren im Stich gelassen werden.
Der Autorin schwebt wahrscheinlich die mit einer gehörig großen Portion Pathos versehene Verehrung des deutschen Soldaten vor - wie wir sie von unseren amerikanischen Kollegen kennen. Aber Obacht: Wird der Soldat als heroisches Wesen stilisiert, wird der Krieg bald auch eine heroische Angelegenheit. Auch wenn dort angeblich ein aktiver Einsatz für "Freiheit, Frieden, Sicherheit und westliche Werte" herrscht, war er, ist er und bleibt er ein blutiges Schauspiel. Den Akteuren darin gebührt somit nicht primär ein "Thanks for your service", sondern vor allem: Skepsis.
AntwortenLöschenNaja Max...sie befinden sich hier auf einem "Blog", in welchem nichts klarer gestellt werden soll, als dass alle Soldaten, die islamische Untermenschen töten, die guten Soldaten sind. Alle Soldaten, die ihre besezte Heimat verteidigen und sich gegen Besatzungstruppen wehren, sind die bösen Soldaten (resp. Terroristen). Ist doch logisch...So schön lebt es sich mit einem überaus differenzierten Weltbild aus der Münchener Mittelstandsschickeria heraus, wenn ab und zu mal Pina am Strad von Tel Aviv geschlürft werden kann. Gelbe Schleifchen...pah...zum TOTlachen^^
AntwortenLöschen@anonym 23:40
AntwortenLöschenWas für ein neidvoller, verluemderischer, boshafter Beitrag.Nazi vergleiche dürfen natürlich auch nicht fehlen alles andere wäre ja zu wenig,oder?Was ist lost mit Ihnen?Sind Sie frustiert weil Sie sich keinen Pina in Tel Aviv leisten können?
An den Beiträgen 2 und 3 kann man bestens ablesen, wie Fehlinterpretation in Verleumdung und Unterstellung umschlägt. Der erste stellt die Autorin als Dummchen dar, die gar nicht weiß, wie die Wirklichkeit funktioniert (leider erklärt er auch nicht, wie man mit einer Horde bestialischer Taliban umgeht - es hört sich immer so an, als gäbe es diese nur dank der Soldaten -. Der nächste Beitrag ist dann schon bösartig und voller Unterstellungen.
AntwortenLöschen@AMC: Mein Kommentar intendiert weder eine Verleumdung noch eine Unterstellung. Er stellt auch die Autorin nicht als "Dummchen" dar oder will ihr ein generelles Nicht-Wissen über das Funktionieren der Wirklichkeit zuschreiben. Und warum mein Kommentar eine Erklärung zum Umgang "mit einer Horde bestialischer Taliban" bieten sollte, ist mir unklar. Des Weiteren findet sich auch nirgends eine nachvollziehbare Möglichkeit in den Zeilen (sowie zwischen den Zeilen) meines Kommentars die Entstehung einer "Horde bestialischer Taliban" den (deutschen) Soldaten zuzuschreiben.
AntwortenLöschen@Max: Den Artikel von J. kann man so zusammen fassen: Deutschland hat ein eigenartiges "Nicht-Verhältnis" zu seiner Armee im Einsatz, ignoriert seine Soldaten weitgehend. Meinungsführer in D. verbreiten eine Ideologie des Pazifismus und können diese Ideologie nicht in Einklang bringen mit der Realität unter der Soldaten im Einsatz leben (einschließlich "bestialischer Taliban", die es tatsächlich geben soll).
AntwortenLöschenDass Sie daraus den Wunsch nach Pathos und Verehrung machen, sehe ich schon als Unterstellung, wenngleich sich diese Attribute auf Ihren Nachfolger im Komentar beziehen.
Wenn mir eine/r der verehrten hier versammelten freiheitlichen Militärpatriot_innen mal erklären könnte, was den Soldaten, auch den verunglückten Auslandsrekruten (untrainiert aus der Takelage stürzend, nach Fahrfehler mit dem SPW ins Flussbett fallend und ersaufend, vom präpubertierendem testosterongeschwängerten Kameraden beim Poserfotoshooting abgeknallt, vom Taliban/Mudjaheddin/Rebellen/Widerstandskämpfer [je nach "Standpunkt" und Medium b.z.w. Konflikt/Zeit] fern der Heimat per IED gesprengten) vom gewöhnlichen Berufspendler, Dachdecker oder Feuerwehrmann unterscheidet, der statistisch betrachtet einem um Grössenordnungen "gefährlicheren" Job nachgeht und dabei ungelernt nicht 10k € per Monat "verdient"; und mir so plausibel macht, warum ich mit meinem "Nichtverhältnis" zu Menschen, die sich diesen (m.E.n. völlig bescheuerten) "Beruf" selbst und frei und ohne Not gewählt haben so absolut falsch liege; dass mir die BW tatsächlich absolut am Allerwertesten vorbei geht; wenn mir diesen "support our troups-hype" also wirklich jemand ohne Pathos und Nationalgedöns aufdröseln kann, dann kaufe ich mir vielleicht tatsächlich auch so eine blöde gelbe Schleife. Aber nur, wenn sowas auch für Müllmänner, Fensterputzer und Gerüstbauer_innen eingeführt wird, die bei jährlich ca. 500 tödlichen Arbeitsunfällen in der Brd in treuer Pflichterfüllung für unser aller Wohl ihr Leben lassen.
AntwortenLöschenSehr geehrte Frau Pyka,
AntwortenLöschenwas Ihre Ausführungen bezüglich Afghanistan angeht, kann ich Ihnen sogar, zumindest in Teilen, durchaus zustimmen. Interessant ist allerdings, dass Sie für Sie unangenehme Themen gerne ausklammern und unkommentiert lassen. Irakkrieg? Abu Ghraib? Die Art der Kriegsführung, die im Video "Collateral Murder" gezeigt wird? Die Haftbedingungen von Bradley Manning? Zu all diesen Themen von Ihnen kaum ein Wort. Warum? Weil sie nicht in Ihr mühsam zurechtgebogenes Weltbild passen, mit den "Guten" (US-Amerikaner, Isralis) auf der einen Seite und den "Bösen (Afghanen, Palästinenser und Co.) auf der anderen Seite?
Es mag Sie ja durchaus überraschen, aber es ist tatsächlich so: Das Leben ist kein Hollywood-Blockbuster mit klar definierten Rollen und lediglich zwei möglichen Seiten.
Sie schreiben mir immer wieder viel zu undifferenziert und sehr polemisch (ein Erbe des Praktikums bei der BILD?) und erinnern dabei des häufigeren an eine weibliche Version von Michel Friedman. Und ob das nun wirklich so erstrebenswert ist, sei mal dahingestellt ...